Sturm contra Stieglitz: Abraham will nächsten Zahltag
Stuttgart (dpa) - Ein Titel im Kampf der Ex-Weltmeister steht nicht zur Disposition und die Gewichtsklasse wurde ohne Blick auf das Reglement vereinbart: Trotzdem verspricht der Kampf zwischen Felix Sturm und Robert Stieglitz in Stuttgart mehr Brisanz als so mancher Fight um einen WM-Gürtel.
Dem Sieger von Stuttgart winkt ein Match gegen den Berliner WBO-Supermittelgewichts-Champion Arthur Abraham. Dieser Kampf soll nach den Worten dessen Managers Kalle Sauerland als großes Sommertheater - wahrscheinlich unter freiem Himmel - stattfinden. Davor startet Abraham laut Sauerland „im Februar“ mit einer freiwilligen Titelverteidigung in die neue TV-Zusammenarbeit mit Sat.1. Der Gegner steht noch nicht fest.
Die Chancen am Samstag zwischen dem vierfachen Mittelgewichts-Weltmeister und Stieglitz, der in seiner persönlichen WM-Bilanz gegen Abraham 1:2 zurückliegt, stehen nach den Worten Sauerlands bei „50:50“. Der Nachwuchspromoter und sein neuer Kooperationspartner Sat.1, der auch die Auseinandersetzung aus der Porsche-Arena ab 22.30 Uhr überträgt, wünschen sich Sturm als Sieger.
„Den Kampf gab's noch nie - den wollen die Fans“, sagte Sauerland. Die vierte WM Abraham gegen Stieglitz verspricht dagegen wenig Reiz. Der Weltmeister aus Berlin ist mit Blick auf seinen Kontostand ganz pragmatisch: „Erst boxe ich gegen den Sieger, dann gegen den Verlierer“.
Die Konstellation für die Fortsetzung nach dem Samstag-Fight ist etwas verworren. Sollte Stieglitz siegen, ist er Abrahams WBO-Pflichtherausforderer. Gewinnt Sturm, findet der Kampf gegen den gebürtigen Armenier im August oder September ohne Titeleinsatz statt, was der Attraktivität keinerlei Abbruch täte. Der Profi aus Köln wird bei der WBO im Supermittelgewicht nicht gelistet und ist sich jetzt schon sicher: „Der Kampf gegen Arthur kommt sowieso.“
Für Stuttgart hatten sich Sturm und Stieglitz auf ein Limit zwischen Mittel- und Supermittelgewicht geeignet. „Die WBO hat mit diesem Kampf nichts zu tun“, sagte Thomas Pütz, der Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB).
Der 33 Jahre alte Stieglitz (47 Siege/vier Niederlagen) wähnt sich wegen der Festlegung auf 75,5 Kilogramm im Vorteil: „Das ist mehr in meiner Klasse, deswegen denke ich, dass ich da im Vorteil bin.“ Der zwei Jahre ältere Sturm sei „vor einigen Jahren stärker und explosiver“ gewesen. „Er ist nicht mehr so gut drauf.“
Sturm (39/4) hakt das verbale Getöse als übliches Vorgeplänkel ab und entgegnete: „Bis Samstag kann man reden. Wenn man im Ring ist, hat sich das ganze Gerede erledigt.“ Beide konnten in ihren letzten Kämpfen nicht überzeugen.
Unterdessen fordert das Management von Stieglitz eine Doping-Kontrolle. Die ist laut Statut allerdings nicht obligatorisch vorgesehen, weil es sich um keinen Titelkampf handelt. „Wir fordern sauberen Sport. Das ist ein großer Kampf über 12 Runden und deshalb sollte eine Urin-Kontrolle der Boxer obligatorisch sein. Der Bund Deutscher Berufsboxer (BDB) sieht sie nicht vor. Deshalb haben wir Protest eingelegt“, erklärte Stieglitz-Manager Ulf Steinforth der Nachrichtenagentur dpa. Der Kampf stehe laut Steinforth „auf der Kippe“, wenn dem Protest nicht stattgegeben werde.
Auf diesen Vorstoß reagierte BDB-Präsident Thomas Pütz mit Unverständnis. „Das ist doch nur Stimmungsmache. Selbstverständlich finden Doping-Kontrollen statt, aber wir sagen doch nicht vorher, wer getestet werden wird. Im Fall des Hauptkampfes zwischen Sturm und Stieglitz ist es eine Kann-Bestimmung, weil es nicht um einen Titel geht“, erklärte Pütz.