Sturm verliert und vermutet Schiebung
Gegen Soliman muss der 34-Jährige eine Niederlage nach Punkten einstecken. Einen Rücktritt schließt er aber aus.
Düsseldorf. Was hatte Felix Sturm sich nicht alles vorgenommen. Er wollte am Freitag gegen Sam Soliman nicht nur gewinnen, sondern den Kampf dominieren. Zeigen, dass er einer der besten Boxer der Welt ist. Reputation zurückgewinnen nach dem Verlust des Weltmeistertitels im September gegen Daniel Geale. In der Vorbereitung tönte er: „Kein Boxer trainiert so hart wie ich.“
Genutzt hat es alles nichts. Zwar rief Ringsprecher Michael Buffer den 34-jährigen Boxer im Rather Dome als Sieger aus, nur um sich wenige Sekunden zu korrigieren. Nicht Sturm hatte gewonnen, sondern der 39-jährige Australier. Auf den aufbrandenden Jubel in der Halle folgte ein gellendes Pfeifkonzert der rund 8000 Zuschauer.
Dabei hatte alles so gut angefangen für Sturm. Nach dem üblichen Abtasten in der ersten Runde verschärfte der Leverkusener in der zweiten Runde das Tempo, setzte erste Treffer. Treffer, die Wirkung zeigen. Soliman ging zu Boden, wurde angezählt. Jubel in der Halle, als der Gong Soliman rettete. Doch in den folgenden zwei Runden setzte Sturm gegen den auf wackligen Beinen stehenden Australier nicht nach.
Ab der fünften Runde zeigte sich Soliman erholt und wurde stärker. Er boxte genau so, wie Sturm es erwartet hatte: unorthodox. Immer wieder holte er zu wuchtigen Aufwärtshaken aus. Sturm gab das Heft des Handelns aus der Hand und ließ Soliman Treffer setzen.
Offensichtlich schätzte Sturm die Lage falsch ein. Vor der elften Runde sprach Trainer Fritz Sdunek es direkt aus: „Nach Punkten sieht es mal richtig beschissen aus.“ Sturm versuchte in den letzten beiden Runden zu retten, was nicht mehr zu retten war. Wie ausgewechselt versuchte er den Kampf mit einem Knockout zu beenden. Zu spät. Mit 111:116, 113:114 und 113:114 werteten die Punktrichter den Kampf gegen ihn.
Nach der Niederlage zeigte Sturm ähnliche Reaktionen wie bei dem Geale-Kampf: „Das war für mich wieder ein Anzeichen, dass man gegen mich arbeitet und man mich auf keinen Fall mehr nach oben kommen lassen möchte.“ Verschwörungstheorien statt der Einsicht, dass dieser Kampf durch einen zu passiven Boxstil verloren wurde.
Zwei Niederlagen in Serie, eigentlich der richtige Zeitpunkt, um die Karriere zu beenden. Doch der Boxer Sturm ist auch Boxpromoter, der Verträge mit Sat 1 hat. Er will weiterboxen, möglicherweise in einer anderen Gewichtsklasse: „Ich habe die Power für das Supermittelgewicht und lasse mich nicht unterkriegen. Ich mache weiter. Ich will Weltmeister werden.“