Sturm: WM-Chance oder schleichendes Karriereende?

Düsseldorf (dpa) - Felix Sturm biegt auf die Zielgerade seiner Karriere ein. Noch etwa acht Kämpfe, so rechnet der Kölner Profiboxer großzügig, will er im Ring bestreiten.

Spätestens dann beabsichtigt der 34 Jahre alte Mittelgewichtler, sich ausschließlich seinem momentanen Zweitjob als Promoter zu widmen. Ob es jedoch überhaupt acht Kämpfe werden, hängt vom Freitagabend ab. Dann boxt Sturm in einem WM-Ausscheid im Düsseldorfer ISS-Dome gegen den Australier Sam Soliman. Gewinnt der selbstständige Geschäftsmann, darf er noch einmal gegen den australischen IBF-Weltmeister Daniel Geale antreten; verliert er, dürfte das Interesse an dem titellosen Deutschen allmählich erlahmen.

Die Niederlage gegen Geale am 1. September des Vorjahres hat Sturm in eine missliche Lage gebracht. Der Australier gewann umstritten nach Punkten, Sturm war seinen Strahlemanntitel WBA-Superchampion los. „Alle werden sich fragen: Wie habe ich das verkraftet?“, fragt sich der Sohn bosnischer Einwanderer selbst und kommt zu dem Schluss: „Ich habe aus meinen Fehlern gelernt.“

Ähnlich wie Arthur Abraham, der früher alles für Mama, Papa, Bruder, Freunde und armenische Freundesfreunde während des Trainings besorgte, war auch Sturm der gehetzte Multi-Tasking-Macher. Als Veranstalter und Vermarkter in eigener Person wollte er alles selbst erledigen und Geld sparen. Die Vorbereitung und die sportliche Leistung litt darunter zunehmend. „Wir haben einige Sachen umgestellt“, meint Sturm. „Besonders meine Cousins, meine Familie, alle, die immer bei mir sind, haben mir diesmal zu 110 Prozent alles abgenommen.“

Sturm will zeigen, dass er „einer der besten oder der beste Mittelgewichtler der Welt“ sei, wie er behauptet. Das technische Vermögen eines herausragenden Boxers hat er, nicht immer kann er das aber umsetzen. Einige Beobachter meinen gar, der Schützling von Vitali-Klitschko-Trainer Fritz Sdunek sei übern Berg. Mit Soliman müsste der Ex-Champion jedoch keine Probleme haben. Der Australier ist eher ein Anti-Techniker, der bisweilen wild um sich schlägt und mit seinen 39 Jahren schon das Karriereende im Blick hat. Derzeit steht er an Nummer eins der IBF-Rangliste, wo er - streng genommen - nicht hingehört.

Sturm kann das egal sein. Mit einem Sieg über Soliman rückt er schließlich dessen Landsmann Geale auf die Pelle. „Es geht um alles“, sagt Sturms Manager Roland Bebak, der natürlich Fernsehpartner und Geldgeber Sat.1 bei Laune halten will. Titelkämpfe garantieren hohe Einschaltquoten. Sturm ist sich sicher: „Ich werde bei Sat.1 meine Karriere beenden.“ So oder so.