Sturms Revanche gegen Soliman: „Kein Hass, keine Wut“
Krefeld (dpa) - Rachegelüste kennt Felix Sturm nicht. Im Gegenteil: Der Boxweltmeister empfindet vor der ersten Verteidigung seines IBF-Titels am Samstag im Königpalast in Krefeld regelrechte Dankbarkeit für die demütigende Niederlage vor 16 Monaten gegen Sam Soliman.
„Ich habe viel gelernt und wäre nicht da, wo ich heute bin, wenn das damals nicht passiert wäre“, sagte der 35 Jahre alte Mittelgewichtler aus Köln. Am 1. Februar 2013 verlor der gebürtige Bosnier die WM-Ausscheidung gegen den boxerisch limitierten Australier nach Punkten, obwohl er seinen Gegner schon in der zweiten Runde am Boden hatte. Der begnadete Box-Stilist zahlte damals den Preis für seine Nachlässigkeit, weil er zum wiederholten Male zu viel Gewicht für den Fight hatte abnehmen müssen. Zudem wurde der Jung-Unternehmer mit eigenem Box-Stall und neuem TV-Partner vom gegnerischen Management mit Gängelungen wie insgesamt sechs Dopingkontrollen entnervt.
Dass Solimans Doping-Analyse nach dem Fight in A- und B-Probe Spuren der verbotene Stimulanz Methylsynephrine aufwies und der Kampf nachträglich ohne Wertung eingetragen wurde, muss das Fass für den Rückkampf eigentlich randvoll gefüllt haben. So wurde der Vermarktung halber das Motto „Die Rache des Champions“ gewählt, die Äußerungen Sturms passen aber nicht zu dem Slogan. „Ich trage keinen Hass und auch keine Wut in mir. Ich habe eine menschliche Einstellung zum Sport und würde nie etwas tun, was dem Sport schadet“, sagte Sturm.
Es wirkt in der Tat so, als ob sich Sturm an seinem persönlichen Wandel in einem relativ hohen Sportler-Alter berauscht. „Er hat sich um 180 Grad gedreht und kümmert sich nicht mehr um Nebensächlichkeiten“, bestätigte Trainer Fritz Sdunek. Das zahlte sich aus. Am 7. Dezember 2013 kehrte Sturm mit einem technischen K.o.-Sieg in der zweiten Runde gegen den Briten Darren Barker auf den WM-Thron zurück, als erster Deutscher zum vierten Mal.
Sturm weiß, dass er als Promoter in Eigenregie das Zugpferd ist. Dafür muss er noch selbst in den Ring, um auch den Wünschen des finanzstarken TV-Partners gerecht zu werden. Denn einen Nachfolger hat er noch nicht im Stall. So will er dann auch noch mindestens drei Jahre weiterboxen und zwischendurch als Promoter seine Boxer weiterentwickeln.
Am Samstagabend nun kann er eine Scharte in seiner sportlichen Vita (39 Siege, 2 Unentschieden, 3 Niederlagen) auswetzen. Der mittlerweile 40 Jahre alte Soliman und dessen Manager David Stanley versuchten erneut, mit Störfeuern für Unruhe zu sorgen und forderten einen Dopingtest. Sturm („Schwachsinns-Getue“) lehnte ab. „Er ist jetzt der Champion, sie müssen nach seiner Pfeife tanzen“, sagte Sdunek.