Tauben statt Haue: Tyson ist friedlich geworden

Boston (dpa) - Das böse Biest ist zahm geworden. Einst biss Mike Tyson im Boxring Evander Holyfield einen Teil des Ohres ab, hatte reichlich Ärger mit dem Gesetz und musste Insolvenz anmelden.

Jetzt ist der Ex-Schwergewichts-Champion Veganer, züchtet Tauben, spielt in Hollywood-Filmen mit und will Las Vegas in wirtschaftlich schweren Zeiten auf die Beine helfen. „Wenn ich heute auf einige Auftritte von früher zurückschaue, denke ich nur: Mensch, was habe ich mir damals nur dabei gedacht“, sagt der mittlerweile 44-Jährige.

Zu Boxkämpfen geht er nur ab und an. Und wenn, dann wolle er unterhalten werden, schließlich habe er früher die Leute auch immer amüsieren wollen, meint der einstige K.o.-König. Doch die große Show findet er immer seltener. „Derzeit gibt es zwar viele gute Schwergewichts-Boxer, aber leider nicht so viele unterhaltsame Schwergewichts-Kämpfe“, beklagt Tyson. Ein von den Fans immer wieder ersehntes Comeback lehnt er ab. „Der beste Moment meines Lebens war der, als ich zurückgetreten bin“, betont Tyson.

Seit seinem 58. und letzten Profikampf, einer Niederlage gegen den Iren Kevin McBride am 11. Juni 2005, ist es ruhiger, aber nie still um „Iron Mike“ geworden. Vor allem der Unfalltod seiner vierjährigen Tochter Exodus, die sich im Mai 2009 auf einem Laufband strangulierte, hat ihn verändert.

„Da habe ich realisiert, dass ich endlich erwachsen werden muss“, sagt Tyson. Ob er jemals über diesen Schicksalsschlag hinwegkomme, werde die Zeit zeigen. Der in dritter Ehe verheiratete Tyson wird Anfang Februar bereits zum achten Mal Vater. Es werde ein Junge, verkündete Tyson kürzlich stolz. Mike will er ihn auf keinen Fall nennen: „Der arme Junge - das möchte ich ihm auf keinen Fall antun.“

1986 wurde Tyson als 20-Jähriger der jüngste Schwergewichts-Champ der Box-Geschichte, später vereinigte er die WM-Gürtel der Verbände IBF, WBC und WBA. Der „Bad Boy“ aus dem New Yorker Bezirk Brooklyn war beliebt, berühmt, berüchtigt und musste sogar ins Gefängnis. Doch weder Rummel noch Ruhm fehlen ihm. „Ich habe es satt gehabt, nicht ich selbst, sondern nur dieser Charakter Mike Tyson zu sein. Dieser Typ war Gift für mich. Jetzt, wo meine Karriere vorbei ist, kann ich einfach ich selbst sein. Und den neuen Mike Tyson liebe ich.“

Und dieser neue Tyson-Typ ist vielseitig veranlagt. Im Vorjahr spielte er sich selbst in einer Nebenrolle der Hollywood-Komödie „The Hangover“ (Der Kater). Derzeit steht Tyson für die Fortsetzung vor der Kamera - unter anderem an der Seite von Ex-US-Präsident Bill Clinton. „Ich will einfach Spaß haben und mich selbst nicht zu ernst nehmen“, sagt der einst gefürchtete Schläger.

Im nächsten Jahr kommt Tyson mit seiner eigenen Show auf den Bildschirm. „Taking on Tyson“ heißt die Sendung, die im „Animal Planet“ ausgestrahlt wird und von seiner großen Liebe erzählt - den Tauben. Seit seiner Kindheit in Brooklyn interessiert sich der Muskelprotz für das Federvieh. Als Zehnjähriger spielte er auf den Dächern mit wilden Tauben, heute hat er rund 2500 eigene. „Das ist mein großes Hobby. Andere haben Rennpferde, ich habe Tauben.“

Das wenige Geld, das er nach seiner Insolvenz mittlerweile hat, investiert Tyson in die Fluggesellschaft „LV Airlines“, für die er als Sprecher auftritt. Die Airline will mit ihren Luxusjets Menschen nach Las Vegas bringen. Auf diese Weise hofft Tyson, der Stadt, in der er seit fast 25 Jahren lebt, etwas zurückgeben zu können.