Urteil gegen Kentikian bringt Sturm in Rage
WM-Sieg für Carina Moreno. Promoter Sturm nennt die Entscheidung „lächerlich“.
Düsseldorf. Susi Kentikian hatte alles gegeben, wie immer ordentlich ausgeteilt, aber auch einiges eingesteckt. Als der Schluss-Gong eines intensiven WM-Kampfes gegen die Amerikanerin Carina Moreno in Düsseldorf ertönte, riss die 1,55 Meter große Profiboxerin im Gefühl des sicheren Sieges die Arme in die Höhe.
Minuten später flossen bei der gebürtigen Armenierin, die sich einst den Kampf-Namen „Killer-Queen“ verliehen hatte, bittere Tränen der Enttäuschung.
„Ich weiß nicht, warum die Punktrichter das gemacht haben. Enttäuschung und Schmerzen sitzen tief“, sagte die schluchzende Kentikian am Samstag kurz vor Mitternacht im Burg Wächter Castello. Vater Levon, der mit der Familie einst aus der Unruhe-Region Bergkarabach nach Deutschland geflohen war, nahm seine Tochter in die Arme.
Mindestens so viel Trost hätte Felix Sturm gebrauchen können. Seine erste Veranstaltung als Promoter ging kolossal schief. Der ehemalige Schwergewichts-Weltmeister Ruslan Chagaev war eingeplant, dann sagte dessen Gegner ab. Als Ersatz gefunden war, sagte Chagaev ab.
Am Freitag gab Cruisergewichtler Firat Arslan kurzfristig seine Zusage, am Kampftag stoppte ihn dessen Berater. Sturms Deutscher Meister Mike Keta wurde nach 55 Sekunden ausgeknockt. Kentikians Niederlage brachte das Fass zum Überlaufen. „Das Urteil ist lächerlich. Wir werden auf jeden Fall Protest einlegen“, sagte der 33 Jahre alte Ex-Weltmeister im Mittelgewicht. Zwei Punktrichter der WBA hatten in dem engen Kampf für Moreno gewertet.
Sturm steht unter Zugzwang. Fernseh-Partner Sat 1, der die miserablen Quoten (1,52 Millionen TV-Zuschauer) schlucken musste, hat dem boxenden Unternehmer für 2013 acht Veranstaltungen gewährt, dreimal steigt Sturm selbst in den Ring. Er muss Titel präsentieren und sollte nach der Pleite gegen Daniel Geale am 1. September zudem selbst wieder Champion werden. „Irgendwas ist passiert, was nicht rechtens ist“, wetterte er gegen den Weltverband WBA.
Sturm kämpft seit seiner umstrittenen Niederlage gegen Oscar de la Hoya 2004 und der Trennung von Universum Ende 2010 um Gerechtigkeit im Profiboxen — nun auch für Susi Kentikian. „Wenn sie genau hingucken, müssen sie Susi nachträglich den Sieg geben oder das Urteil annullieren“, sagte Sturm.