Wladimir Klitschko: „Fürchte mich davor, zu verlieren“
Berlin (dpa) - Wladimir Klitschko, Box-Weltmeister im Schwergewicht der Verbände WBO, IBF und WBA, wird seinen Titel im kommenden „Februar oder März“ verteidigen.
Das erklärte der promovierte Sportwissenschaftler in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur (dpa), in dem er sich auch zu den politischen Verhältnissen in seiner Heimat Ukraine und in Russland und zu homosexuellen Boxern äußerte.
Frage: Vor 14 Tagen haben Sie in Moskau den bis dahin ungeschlagenen Alexander Powetkin einstimmig nach Punkten bezwungen und dafür die Rekordbörse von 13,38 Millionen Euro kassiert - Wie geht es sportlich weiter?
Antwort: Im Februar oder März werde ich wieder boxen. Die Verbandspolitik ist sehr kompliziert, deshalb kann ich noch nicht sagen, ob es eine weitere Pflicht- oder eine freiwillige Verteidigung wird. Ist mir auch egal. In einigen Wochen wird der Gegner feststehen.
Frage: Sie sind seit 2006 ungeschlagen Weltmeister, haben auch schon bittere Niederlagen eingesteckt und finanziell längst ausgesorgt - haben Sie einen Plan, wie lange ihre sportliche Karriere noch andauern soll?
Antwort: Nein, Gesundheit und Motivation entscheiden, es liegt nicht an den Finanzen. Ich habe weiter großen Spaß am Boxen. Ich fürchte mich davor, zu verlieren. Ich hoffe, ich erkenne den richtigen Zeitpunkt aufzuhören, bevor ich verliere.
Frage: Wer ist Ihrer Meinung nach der größte deutsche Boxer überhaupt?
Antwort: Ganz klar Max Schmeling, den ich die Ehre hatte, persönlich kennenzulernen. Sportlich und außerhalb des Rings war er tadellos, auch in der schweren Nazizeit. Danach kommt bei mir Henry Maske, der das Profiboxen in Deutschland wieder salonfähig gemacht hat. Er hat Anteil am Verlauf meiner und der Karriere meines Bruders Witali. Ohne Henry wäre das so nicht möglich gewesen. Im Weltmaßstab ist Muhammad Ali natürlich der Größte. Ich habe ihn mehrmals getroffen.
Frage: Zuletzt haben sie in Moskau Putins Liebling Alexander Powetkin geschlagen - wie war die Atmosphäre in der Olimpijski-Halle?
Antwort: Die Zuschauer waren auf der Seite ihres Mannes. Das bin ich gewohnt. Das kenne ich aus dem Madison Square Garden und aus Köln, wo das Publikum 1999 wie ein Mann hinter Axel Schulz stand.
Frage: Wie beurteilen Sie die politische Landschaft in Russland unter dem Präsidenten Wladimir Putin?
Anwort: Russland oder die Ukraine ist keine Vorzeige-Demokratie wie Deutschland oder die USA und man könnte sie dort nicht kopieren. Geschichtliche und kulturelle Besonderheiten spielen eine Rolle. Ein Riesenreich wie Russland zu regieren, ist sehr schwierig. Aber Putin ist auf dem Weg Richtung Demokratie, auch wenn in Bezug auf die Menschenrechte noch etwas daran geschliffen werden muss. Aussagen und Taten von Putin stimmen nicht immer überein. Aber Kritik von außen fällt manchmal leicht.
Frage: Kürzlich hat sich Profiboxer Orlando Cruz als schwul geoutet. Homosexuelle werden in Russland verfemt und verfolgt - würde es für Sie eine Rolle spielen, ob ein Gegner von Ihnen schwul ist?
Antwort: Nein, das würde natürlich überhaupt keine Rolle spielen. Das ist doch Privatsache, was die Leute in ihren Schlafzimmern treiben.