Wladimir Klitschko nach WM-Niederlage: „Ich leide“
Hamburg (dpa) - Wladimir Klitschko war seit mehr als elf Jahren der Triumphator des Schwergewichtsboxens und sitzt jetzt konsterniert im Stimmungsloch. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich tatsächlich verloren habe.
Mann, ich leide“, teilte er via Twitter mit und betrieb Selbstanalyse.
Seine drei Gürtel von WBA, IBF und WBO will er von Tyson Fury zurück. Einen Rückkampf soll es im nächsten Jahr geben. Doch bis dahin muss Klitschko ein anderer werden. „Das war nicht mein Bruder Wladimir da im Ring. Ich habe ihn nicht erkannt“, befand Ex-Profi Vitali Klitschko erschrocken in der „Bild“-Zeitung. „Wladimir hat nichts gezeigt. Das hat mich geschockt.“ Selbst er, der „große Bruder“, stehe vor einem Rätsel. Zumal der Rivale trotz seiner 2,06 Meter Größe kein übermächtiger, sondern eher ein mittelmäßiger Boxer ist.
Spekuliert wird, ob Klitschko einen neuen Trainer verpflichten sollte. Der sechs Jahre jüngere Johnathon Banks ist mehr Berater denn Coach. Eine Alternative scheint sich nicht anzubieten. „Wen gibt es denn?“, fragte Vitali Klitschko ratlos. Jean Marcel Nartz, einst Technischer Leiter in den Ställen Sauerland und Universum, rät zum amerikanischen Trainer Teddy Atlas. „Der ist im Klitschko-Lager nicht bei allen beliebt. Aber er kann Wladimir noch was beibringen.“
Warum Klitschko seine Stärken nicht abrufen konnte, ist unklar. Es schien, als hätte der äußerst selbstbewusste Fury mehr mentale Stärke in den Ring mitgebracht als der in der Vergangenheit psychisch immer dominierende Klitschko. Der Ukrainer hatte zudem enorme Schwierigkeiten mit einem acht Zentimeter größeren Rivalen, der ihn auf Distanz hielt. Einmal mehr hat sich gezeigt: Klitschko beherrscht den Infight nicht. „Vor fünf Jahren hätte Wladimir mit Fury den Ringboden aufgewischt. Das war einer WM unwürdig. Von zwei schlechten Boxern hat der nicht ganz so Schlechte gewonnen“, meinte Nartz.
Einige Beobachter raten Klitschko zum Karriereende. Doch die Mehrheit meint, so sollte er nicht abtreten. Zunächst sei Rehabilitierung nötig. „So kann er nicht aufhören. Er sollte noch den Rückkampf machen und dann seine Karriere beenden“, betonte der ehemalige Schwergewichts-Profi Axel Schulz.