Klitschko-Fight Zirkus Fury in Düsseldorf

Der Brite Tyson Fury will Wladimir Klitschko am Samstag alle Weltmeistertitel nehmen. Die Arena ist noch nicht ausverkauft.

Foto: Rolf Vennenbernd

Düsseldorf. Am Ende der großen Pressekonferenz vor dem Showdown im Ring steht im Boxgeschäft das sogenannte „Stare Down“. Die Boxer stehen sich dann gegenüber, Auge in Auge, die Fotoapparate klicken, die Kameras surren. Einige Sekunden sind das, sie wirken wie Minuten.

Wladimir Klitschko verzieht dabei selten eine Miene, nie reizen lassen, aber am Dienstag hatte er es in den Düsseldorfer Rheinterrassen dann doch nicht ganz leicht. Sein Gegenüber Tyson Fury aus England, der ihm am Samstag im Fußballstadion in Düsseldorf alle WM-Titel (IBF, WBO, WBA, IBO) nehmen will, grinste, machte Witze und redete unaufhörlich auf Klitschko ein.

Düsseldorf: Klitschko-Herausforderer Fury macht sich zum Affen
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„Du sieht toll aus“, sagte Fury, „aber ich sehe die Angst bei Dir.“ Dann roch er an seinem Gegner, attestierte dem Weltmeister, auch ganz passabel zu riechen. Und als Betrachter wusste man nicht, ob Klitschko im nächsten Moment mit einem gepflegten Faustschlag antworten würde oder ein Lächeln hervorzaubern würde können. Er lächelte. „Ich brauche die Provokation nicht für meine Motivation“ hatte Klitschko zuletzt im Interview mit unserer Zeitung gesagt. Fury — das steht fest — ist die personifizierte Provokation.

Viele seiner Gegner haben Klitschko ein jähes Weltmeisterende prognostiziert, wenige Tage danach lagen fast alle auf den Brettern oder mussten schwer lädiert und titellos heimreisen. Keiner dieser Großmäuler aber hatte so viel verbalen Verve wie Tyson Fury. Ein redegewandter 2,06-Meter-Mann ist das, bislang ungeschlagen wie es nur fünf weitere von Klitschkos bisherigen Kontrahenten aus 28 WM-Kämpfen waren. 24 Siege in 24 Kämpfen stehen für Fury zu Buche. „Es ist der beste Kampf, der derzeit machbar ist“, sagte Klitschkos Promoter Bernd Bönte.

Fury ist acht Zentimeter größer als Klitschko, und er ist 12 Jahre jünger. „Dort der alte Mann, hier der junge Mann, dort der alte Weltmeister, hier der neue. Ich sehe nichts bei ihm, was mir Angst macht“, sagte Fury frech, aber auch etwas leiser als zuletzt, als er vor Wochen im Batman-Kostüm aufgetreten war, über Homosexuelle im Zeitungsinterview schimpfte oder Klitschko einen Teufelsanbeter nannte. Klitschko findet: „Er hat eine Menge Schrauben locker.“ Nicht die schlechteste Voraussetzung für einen Boxkampf. Natürlich ist das alles ein bunter Zirkus.

Fury sah im hellbraunem Dreiteiler aus wie ein Bänker, aber er hat ernstzunehmende Ambitionen gegen den beeindruckenden Athleten Klitschko. „Als ich die ganzen Plakate mit meinem Gesicht sah, war ich schon aufgeregt“, erzählte Fury. Ein Moment der Bescheidenheit, den Klitschko kontert: „Es ist gut, dass er aufgeregt ist. Das bedeutet, dass er konzentriert sein wird. Das muss er auch“, sagte der 39 Jahre alte Ukrainer. Wegen seiner Sehnenverletzung in der Wade war der ursprünglich für den 15. Oktober geplante Kampf verschoben worden.

Und dann war da noch ein Duell der Promoter um die Boxhandschuhe: Mick Hennessyaus dem Fury-Clan bestand auf passende Handschuhe, Bönte warf ihm vor, sich zu spät darum gekümmert zu haben. Nun droht wohl ein Lieferproblem des Vertragspartners Die beiden fielen sich immer wieder ins Wort. Bis Tyson Fury sagte: „Wie wäre es mit einem Duell zwischen Euch beiden, jetzt hier?“ Dann grinste er. Boxer sind merkwürdig.