Wladimir Klitschko: Neue Motivation durch Vaterschaft
Going (dpa) - Wladimir Klitschko hat eine neue Motivation gefunden. Die bevorstehende Vaterschaft beflügelt den Boxweltmeister der Verbände WBO, IBF und WBA.
Ende November oder Anfang Dezember soll Klitschkos Partnerin, die US-Schauspielerin Hayden Panettiere, das erste gemeinsame Kind zur Welt bringen. Eine Erfahrung, die derzeit bei Klitschko vor allem eines freisetzt: Vorfreude. „Ich empfinde eine große Vorfreude beim Gedanken an unser Kind, und daraus entsteht eine große Motivation“, sagt der 38-jährige Ukrainer, der sich derzeit im österreichischen Trainingslager im Tiroler Fünfsternehotel Stanglwirt vorbereitet.
Am 6. September verteidigt der Schwergewichts-Champion seine Titel in Hamburg gegen den Bulgaren Kubrat Pulew. Natürlich habe er schon viele Szenarien durchgespielt, wie das neue Leben sein könnte, „aber ich kann mir zum jetzigen Zeitpunkt kein klares Bild davon machen, wie es sein wird, Vater zu sein.“
Die Frage, ob ihn die Verantwortung für einen anderen Menschen in Zukunft weniger risikobereit in seine Kämpfe gehen lasse, hat Wladimir Klitschko schon häufiger gehört. Seine Antwort jedoch ist deutlich. „Nur weil ich Vater werde, bleibt mein eigenes Leben doch nicht stehen. Ich bin heiß auf das Boxen und werde wegen der Geburt nicht aufhören, meine Überzeugungen zu verfolgen“, sagt er. Seine Eltern hätten seinem Bruder Vitali und ihm beigebracht, alles, was man im Leben tun wolle, mit voller Leidenschaft und Konsequenz zu tun. „Und ich bin überzeugt, dass wir, ob nun bewusst oder unbewusst, das spiegeln, was uns die Eltern in der Erziehung mitgegeben haben“, betont er. „Ich möchte ja auch, dass meine Kinder später mit dieser Einstellung durchs Leben gehen.“
Noch ist unklar, wo die Familie leben wird. Panettiere ist wegen ihres Engagements in der US-Fernsehserie „Nashville“ in den USA gebunden, Klitschko kämpft und trainiert zumeist im deutschen Sprachraum. „Zum Glück kann man dank des Internets auch über große Distanzen sehr gut verbunden bleiben“, sagt er. Zwar wolle er viel Zeit mit der Familie verbringen und auch bei der Geburt dabei sein. „Aber wie wir das Familienleben gestalten, das ist eine von vielen Fragen, auf die wir noch keine Antwort haben.“
Sehr entschieden ist der Champion dagegen in der Frage, ob sein Kind ihn noch als aktiven Sportler erleben soll. „Auf keinen Fall, ich möchte nicht, dass mich mein Kind boxen sieht“, sagt er. Das Beispiel seines früheren Gegners Chris Byrd, dessen Sohn am Ring weinte, als Klitschko den Papa verprügelte, habe ihn abgeschreckt. „So etwas möchte ich nie erleben. Ich war schon unglücklich, als mein Bruder mal seinen Sohn zu einem meiner Kämpfe mitbrachte. Ich möchte mir einfach nicht während eines Kampfes Gedanken darüber machen, wie sehr mein Kind gerade mit mir leidet. Deshalb werde ich es nicht erlauben, dass es zuschaut.“
Ein paar Jahre wird es sowieso noch dauern, bis das theoretisch möglich wäre. Wie lange er noch zu boxen gedenkt, damit hat sich Klitschko weiterhin nicht abschließend beschäftigt. „Ich habe Angst vor der biologischen Uhr, die unaufhaltsam tickt. Aber noch spüre ich mein Alter nicht. So lange ich es noch schaffe, der Beste zu sein und die Gegner zu dominieren, gibt es keinen Grund aufzuhören.“ Klitschko arbeitet hart an der Perfektion seiner Kunst, und von Dezember an mit neuer Motivation. Für seine Gegner ist das keine gute Nachricht.