Auswärtsreisen über den ganzen Kontinent, K.-o.-Runden-Spannung und Titelchancen: Davon träumen viele Fans, wenn sich ihr Club für einen europäischen Wettbewerb qualifiziert. Doch dem sportlichen Reiz steht in vielen Ballsportarten der Kampf entgegen, finanzielle Verluste zu vermeiden.
Im Männer-Fußball ist die Königsklasse eine Gelddruck-Maschine, im Volleyball sieht das ganz anders aus. „Wirtschaftlich müssen wir uns strecken, dass wir bei der Teilnahme an der Champions League am Ende bei einer schwarzen Null rauskommen“, sagte Sandra Zimmermann, Geschäftsführerin des Dresdner SC der Deutschen Presse-Agentur.
Mit rund 100.000 Euro an zusätzlichen Kosten müsse man rechnen. „Ich denke, wir im Volleyball gehören zu den wenigen, die Geld mitbringen müssen, wenn sie in der europäischen Königsklasse mitspielen wollen“, sagte sie.
Sportlicher Glanz, finanzielle Last
Ähnlich sieht es bei den Männern aus. Nach wie vor sei die Champions League - unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten - für die BR Volleys nicht interessant, erklärt der Geschäftsführer des Rekordmeisters, Kaweh Niroomand.
„Die finanzielle Situation verbessert sich erst mit einem Halbfinaleinzug. Das führt dazu, dass die besonders starken, favorisierten Mannschaften weiter profitieren und sich für die darauffolgenden Spielzeiten noch besser aufstellen können“, erklärt der 72-Jährige.
Für einen Sieg in der Gruppenphase gibt es nur 10.000 Euro. Für den dritten Platz im Final Four dagegen 125.000 Euro. Dort bleiben die Weltklasse-Clubs aus Polen, Italien und der Türkei aber meist unter sich. Und vergrößern ihren Vorsprung so weiter.
„Ich bin vom Potenzial der Champions League ungebrochen überzeugt, deshalb gilt es, deren Reichweite und Wahrnehmung zu steigern“, sagte Niroomand. „Die Prämien müssen so aufgeteilt werden, dass alle teilnehmenden Vereine profitieren und damit einen großen Anreiz haben, dabei zu sein.“ Darin unterstützt ihn auch die Volleyball-Bundesliga. Es sei aber fraglich, ob die Topteams aus anderen Ländern daran ernsthaftes Interesse haben, so Niroomand.
Handball und Basketball kämpfen ebenfalls
Im Handball scheint sich zumindest die Königsklasse für die deutschen Clubs zu lohnen - allerdings gibt es auch nur zwei Startplätze über die Liga. Schon in der European League sacken die Prämien extrem ab.
3.000 Euro zahlt der Europa-Verband EHF pro Gruppenspiel und noch einmal 500 Euro pro Punkt. Demgegenüber stehen aber Reisekosten und Startgebühren, die die Clubs zahlen müssen.
Der Wettbewerb sei alles, aber „finanziell keine Belohnung für sportliche Erfolg“, sagte Andreas Mohr, Vorstandssprecher von Bundesligist MT Melsungen, zu ntv. Der Fußball ist in dieser Hinsicht weiter meilenweit voraus: So hat etwa der 1. FC Heidenheim in der drittklassigen Conference League in dieser Spielzeit alleine mehr als fünf Millionen an Prämien kassiert.
Der Basketball-Bundesligist Niners Chemnitz gewann im vergangenen Jahr sogar den Fiba Europe Cup. Ein toller Erfolg für den Club und den deutschen Basketball insgesamt.
Doch auch die Sachsen teilen mit, dass in dem Wettbewerb die Prämien kaum die Kosten decken. Nur dank des hohen Zuschauerzuspruchs und der Erfolgsprämien von Sponsoren wurde das Ganze profitabel. Im Europe Cup und der European North Basketball League müsse man sehr gut arbeiten beim Ticketing und Sponsoring, „um am Ende eine schwarze Null zu erreichen“, sagte Philipp Höhne, Geschäftsführer der Bamberg Baskets.
Euroleague: Eintrittsgeld in Millionenhöhe
Selbst in der Euroleague, der Basketball-Königsklasse, ist das Bild zweigeteilt. Bayern München hat einen festen Startplatz in der Liga und scheint mit den wirtschaftlichen Bedingungen zufrieden. Alba Berlin soll einem Bericht des rbb zufolge dagegen für eine Verlängerung seiner Lizenz einen mittleren einstelligen Millionenbetrag zahlen, aber nicht an den Vermarktungserlösen beteiligt werden.
„Die, die keine Anteile an der Euroleague haben, müssen auch noch Eintrittsgeld bezahlen, und subventionieren die Verluste der anderen. Das ist kein tragfähiges Konzept“, sagte Alba-Manager Marco Baldi der dpa.
Europapokal als Bühne und Magnet
Doch natürlich hat der Europapokal auch Vorteile für die Clubs. „Es ist für uns in der Dresdner Sportlandschaft ein Alleinstellungsmerkmal und auch in Sachsen sind wir die einzige Frauenmannschaft, die in der höchsten internationalen Klasse spielt“, sagt Zimmermann.
„Es hat zum Beispiel einen Einfluss für das Angebot bei den Dauerkarten, wir haben eine volle Halle und können eher Sponsoren für die Champions League begeistern.“ Niroomand ergänzt: „Die Teilnahme an der Champions League ist ein sehr wichtiger Faktor bei der Spielerakquise.“
Die Teilnahme am internationalen Geschäft steht auch bei der SVG Lüneburg aus einem anderen Grund nicht infrage. „Wir wollen, die Zuschauer, die Mannschaft, das Trainerteam dafür belohnen, was man in der Saison davor erreicht hat“, sagte Manager Matthias Pompe.
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