DFB-Elf hat die Löwen nicht gebändigt
Der Auftritt der DFB-Elf beim 2:2 gegen Kamerun wirft mehr neue Fragen auf, als er Antworten gibt.
Mönchengladbach. Der Mittelkreis ist von einer schwarzen Plane verdeckt, darauf werben der DFB und sein Hauptsponsor mit dem Slogan „Bereit wie nie“. Es ist das Motto der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vor der anstehenden Fußball-WM in Brasilien. „Bereit wie nie“ prangt auch in großen Buchstaben auf dem Mannschaftsbus der DFB-Kicker. Doch sechs Tage vor der Abreise gen Südamerika, nach dem 2:2 im vorletzten Test am Sonntag Abend in Mönchengladbach gegen Kamerun ist der Slogan eine Hülle. Bereit ist die Nationalelf: nicht. Der Test, der Fragen beantworten sollte, warf neue auf, das Spiel der Elf von Bundestrainer Joachim Löw war über weite Strecken konfus. Rückenwind? Fehlanzeige.
Gründe gibt es dafür reichlich, manches scheint korrigierbar, anderes muss wohl grundsätzlich hinterfragt werden. So die Besetzung im Sturmzentrum mit Mario Götze und eben ohne Stoßstürmer. Der Eindruck steht: Die deutsche Offensive kann an guten Tagen gewiss Abwehrspieler malträtieren, für Tore bürgt das aber nicht zwingend.
Wenn dann ein etablierter Offensivlenker wie Mesut Özil jede Einsatzfreude verwehrt, kommt dabei etwas raus, was 41250 Zuschauer in Gladbach enttäuschte: Eine leidlich überlegene deutsche Elf mit einigen Chancen — Mertesacker köpfte auf die Latte, Götze schoss an den Pfosten, und Özil drosch den Ball völlig freistehend am Gehäuse vorbei — aber ohne große Höhepunkte.
Positive Erkenntnisse überwogen nicht, es gab sie aber. Etwa jene, dass Torwart Roman Weidenfeller die Qualität hat, wenig beschäftigt und trotzdem da zu sein. Mit einem Reflex vereitelte er vor der Pause einen Rückstand gegen Benjamin Moukandjo. Sami Khedira erwarb sich nach seiner Kreuzbandverletzung 73 Minuten lang Spielpraxis, ehe der Gladbacher Christoph Kramer heimatliche Luft im DFB-Dress schnupperte. Khediras persönliches Aufbauprogramm — auch das war zu erkennen — hat wohl erst begonnen.
Und: Der Dortmunder Erik Durm absolvierte sein erstes Länderspiel vor allem defensiv ohne Makel. Aber: Die deutsche Elf ging gegen einen mittelmäßigen Gegner in Rückstand, das Tor von Samuel Eto’o (62.) verriet Konfusion in der Defensive und nicht zum ersten Mal die Erkenntnis, dass die DFB-Elf erst schmerzhaft gereizt werden muss, ehe sie zielbewusster Fußball spielt.
Dass der Ausgleich erst nach Götzes und Özils Auswechslung (Schürrle und Podolski kamen) fiel, war kein Zufall. Thomas Müller, der auch an persönlich gebrauchten Tagen treffen kann, köpfte zum 1:1 nach einer Flanke von Jerome Boateng ein (66.). Schließlich traf André Schürrle nach guter Vorarbeit von Lukas Podolski (71.).
Aber zum zweiten: Kamerun kam noch einmal zurück, glich durch den Mainzer Eric Choupo-Moting unter Geleitschutz von Boateng zum 2:2 aus — und potenzierte die Fragezeichen rund um den deutschen WM-Kader. Bereit? Nein, bereit ist hier niemand. Und schon gar nicht wie nie zuvor.