Die Kölner wollen nicht mehr absteigen
Köln feiert den Aufstieg und will sich in in der 1. Liga mit Bescheidenheit etablieren.
Köln. Draußen, auf dem Rasen, war kaum mehr Grün zu erkennen, weil die Masse von der Tribüne in den Innenraum gestürmt war. FC-Präsident Werner Spinner schob verzweifelt die Ordner nach vorn. Nur dem Druck standhalten war jetzt die Devise, damit der Mannschaft des just aufgestiegenen 1. FC Köln noch ein bisschen Raum vor dem Kabinengang blieb, in dem sich feiern, hüpfen und Kölsch verschütten ließ. Dann stürmten die FC-Fußballer in die Katakomben, gossen Trainer Peter Stöger die Kaltschorlen auf der Pressekonferenz über den Kopf und feierten dann von der Tribüne aus weiter. Nach zwei Jahren in der 2. Liga war der FC drei Spieltage vor Saisonschluss als Meister in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen. Aus den Lautsprechern erklang die Hymne, „Mer stonn zo dir, FC Kölle“, die Fans ließen ihre Schals kreisen. „Wir feiern jetzt zwei, drei Tage“, sagte Patrick Helmes, der Torjäger, und fügte an: „Jeder weiß, wie schwer es ist, aus dieser 2. Liga rauszukommen.“
Der Platzsturm war schon im Moment des Aufstiegs Thema. „So wie es abgelaufen ist, dürfte es keine Probleme geben“, sagte Kölns Sportdirektor Jörg Schmadtke. „DFB und die DFL werden verstehen, dass es ein Freudentag für uns gewesen ist.“ DFB-Mediendirektor Ralf Köttker sagte: „Wir schauen uns in Ruhe die Berichte an. Danach wird über den Vorgang entschieden.“ Tatsächlich ging es friedlich zu, von Gewalt keine Spur. Und wer sich an die heftigen Ausschreitungen vor fast zwei Jahren erinnerte, als Köln gegen die Bayern abgestiegen war, wird zu keinem anderen Schluss kommen: In diesem Verein haben sich Dinge zum Besseren verändert.
„Wenn wir uns Schritt für Schritt weiterentwickeln, dann kann hier Großes entstehen“, sagte Trainer Peter Stöger. Er trug jetzt eine rot-weiße Zwergenmütze zur rot-weißen Brille, er war eine fröhliche Erscheinung, aber sein Gesicht verriet kaum eine Emotion. Stöger, um den es sich laut Spinner „gelohnt hat zu kämpfen“ — immerhin musste der FC den Österreicher mit 800 000 Euro Ablöse von Austria Wien loseisen — vermittelte mit allem, was ihm bei der Glückseligkeit um ihn herum möglich war, eine trockene Botschaft: Jetzt fängt die Arbeit an.
Mit „altmodischem Spielstil“, wie er es selbst analysiert, und einer beeindruckenden Ordnung bei nur 17 Gegentoren hat es der 48-Jährige geschafft, dem seit 2000 zum fünften Mal aufgestiegenen Verein so etwas wie Verlässlichkeit und Konstanz einzuhauchen. Eine Herkulesaufgabe, die er kongenial mit Sportdirektor Jörg Schmadtke angegangen ist, nachdem zuvor Trainer wie Soldo, Daum oder Solbakken daran gescheitert waren. Erst Holger Stanislawski legte im vergangenen Zweitliga-Jahr eine Basis, die Stöger zur Blüte trieb. Jetzt ist er der erste Österreicher, dem ein Erstliga-Aufstieg als Trainer gelungen ist. „Er hat vor der Saison Veränderungen zügig vorgenommen, die schnell gegriffen haben“, lobte Schmadtke. „Dadurch ist großes Vertrauen entstanden.“
Und nun? Rund 24 Millionen Euro soll der Etat in der Bundesliga betragen. Rechtsverteidiger Pawel Olkowski kommt ablösefrei von Gornik Zabrze. Auch Routinier Daniel van Buyten vom FC Bayern bleibt Thema. Noch immer belasten fast 32 Millionen Euro schulden den Club, der diesen Aufstieg gebraucht hat, um sich mittel- bis langfristig sanieren zu können. Teams wie Augsburg und Mainz sind jetzt Vorbilder, nicht mehr die Großen. In Köln wollen sie aus dem Fahrstuhl aussteigen. und sich jetzt treu bleiben. „Es ist Kölner Anspruch, ein Team zu haben, das sich zerreißt. So eines haben wir jetzt und wollen es bleiben“, sagte Verteidiger Dominic Maroh. Lange genug waren sie es nicht mehr in Köln.