Die Sehnsucht nach dem Pott
Weder Klopp noch Heynckes haben in ihrer Trainerrolle je den Pokal gewonnen. Einer wird das ändern.
Berlin. Man mag das ja kaum glauben, aber für einen der beiden wird dieser Pokalsieg eine Premiere sein. Jupp Heynckes hat in seinem Leben wahrlich schon viel gewonnen, Spiele, Meisterschaften, europäische Triumphe, sogar persönliche Auszeichnungen sammelte er als Schrecken aller Verteidiger. Und Jürgen Klopp, dieser nimmermüde Strahlemann, ja nur wenig weniger. Man kommt schon ins Grübeln, wenn man dem 44-Jährigen in jüngster Zeit einen Misserfolg nachweisen wollte, aber Samstag, am Tag des Pokalendspiels in Berlin, liegt das durchaus auf der Hand: Wie Jupp Heynckes, der Bayern-Trainer, hat Klopp, der Dortmund-Trainer, noch nie den DFB-Pokal gewonnen. Was in Zeiten des ausgereiften Titel-Wahnsinns im Westen wie im Süden eine durchaus erstaunliche Feststellung ist.
Heynckes war 1973 als Spieler mit Gladbach einmal Pokalsieger und verlor als Trainer sein einziges Finale 1984 mit Gladbach gegen Bayern. Für Klopp ist es das erste Endspiel überhaupt. So eint diese unterschiedlichen Übungsleiter Samstag ab 20 Uhr im Berliner Olympiastadion vor allem eines: Endlich den DFB-Pokal zu gewinnen. „Für mich ist das ein unglaublich geiler Wettbewerb, vergleichbar mit Wembley“, sagte Klopp Freitag in seiner ihm eigenen Diktion. Bei Heynckes hört sich das anders, aber nicht weniger sehnsüchtig an: „Mir würde der Pokal schon viel bedeuten. Dieser Titel fehlt noch in meiner Sammlung.“
Die Sehnsucht der Dortmunder ist groß, die Fans des Meisters noch immer hungrig. Die Stadt Berlin bietet 18 000 Dortmund-Fans die Möglichkeit, das Endspiel beim Public Viewing in der Waldbühne Berlin zu verfolgen. Hintergrund dieser Aktion war der riesige Ansturm der BVB-Anhänger auf die Tickets.
Angesichts der jüngsten vier Niederlagen der Münchner gegen Dortmund liegt der Druck auf den Bayern. „Es ist ein guter Maßstab, um zu sehen, wo der Hammer hängt“, sagte Präsident Uli Hoeneß, dessen Ungeduld stetig wächst und nur durch das Champions-League-Finale am 19. Mai mit bayrischer Beteiligung abgemildert wird. Heynckes spricht dem „deutschen Meister mit Rekordergebnis“ die Favoritenrolle zu. „Aber ich bin zuversichtlich, dass wir diesmal dran sind.“ Dann tätschelte er Klopp freundlich, beide Trainer tauschten Komplimente aus, sie schätzen sich, aber wenn es ernst wird am Samstag, wird Klopp an der Seitenlinie toben und Heynckes Gesichtsfarbe gen Rot mutieren.
Klopp dürfte auf die Startelf setzen, die sich beim bislang letzten Spiel gegen den FC Bayern prächtig schlug. Mario Götze droht ein Platz auf der Bank. „Er macht Fortschritte“, sagte Klopp, „aber es ist wahrscheinlicher, dass Mario eingewechselt wird.“ Beim FC Bayern ist die Besetzung des defensiven Mittelfelds spannend. Setzt Heynckes auf eine defensive Variante mit der Doppelsechs Bastian Schweinsteiger/Luiz Gustavo und davor auf der Zehn mit Toni Kroos? Oder steht der zuletzt starke Thomas Müller in der Startelf?