Dopingkontrollen: Debatte um Datenschutz

Frankfurt/Main (dpa) - Die Debatte um Datenschutz bei Dopingkontrollen zieht in den Bundestag ein: Nach der heftigen Kritik des Arbeitsrechtlers Peter Wedde beschäftigt sich der Sportausschuss am Mittwoch in Berlin mit dem System der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA).

„Wir hoffen, dass vonseiten des Sports eingesehen wird, dass man das Thema nicht wegdrücken kann“, sagte Stefan Brink, der Datenschutzbeauftragte von Rheinland Pfalz, der Nachrichtenagentur dpa. „Wir wollen gesetzliche Grundlagen für die Kontrollen. Wir wollen, dass der Bundestag tätig wird.“

Brink ist einer der Redner, dazu der Datenschutzbeauftragte von Nordrhein-Westfalen, Ulrich Lepper, ein Vertreter der NADA und des Beirats der Aktiven im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) sowie Heiko Schaffartzik: Der Basketball-Nationalspieler von ALBA Berlin soll schildern, wie Kaderathleten in Deutschland mit der Meldepflicht zurechtkommen. Genau dieses Melde- und Testverfahren ist nämlich aus Sicht von Wedde, Direktor der Europäischen Akademie der Arbeit in der Universität Frankfurt/Main, „aus datenschutztechnischer Sicht unzulässig“.

Dies hatte der Jurist bei der Präsentation seines 150-seitigen Gutachtens am 20. September bemängelt und gesagt: „Die Rechtsverstöße gehen weit über das hinaus, was wir in den letzten Jahren an Datenschutzskandalen hatten.“ Zudem seien die Sichtkontrollen bei der Urinabgabe „sittenwidrig“.

Der DOSB-Aktivenbeirat hat vor der Sitzung des Sportausschusses davor gewarnt, Dopingkontrollsystem durch überzogene Datenschutzanforderungen zu beschädigen. „Wir wollen selbstverständlich, dass Persönlichkeits- und Datenschutzrechte im Dopingkontrollsystem gewährleistet bleiben; jedoch gibt es im Sport Regeln, an die sich jeder Teilnehmer halten muss, sonst funktioniert der Sport nicht“, sagte Christian Breuer, Vorsitzender der Athletenkommission. Wer versuche, die nationalen Datenschutzregelungen auf den Sport zu übertragen und das Rad wieder zurückzudrehen, „fällt den sauberen Sportlern in den Rücken und begünstigt die Betrüger“.

Die Sportler sind sich jedoch nicht einig in dieser Bewertung. Im Dezember hatte es eine Protestaktion von Nationaltorhüter Johannes Bitter und anderen Handballern gegeben: Sie hatten sich dagegen gewehrt, dass nach den Vorgaben im Anti-Doping-Kodex die Athleten ihren Aufenthaltsort bis zu drei Monaten im Voraus angeben müssen („Whereabouts“).

Die Basketball-Spielerinitiative SP.IN macht ebenfalls mobil, Generalsekretär Jonas Baer-Hoffmann betonte aber: „Es geht uns selbstverständlich nicht darum, das Dopingkontrollsystem lahmzulegen.“ Datenschützer Brink fordert, bei der Umsetzung internationaler Vorgaben die nationale Rechtslage nicht außer Acht zu lassen: „Die Datenschutzbestimmungen gehen in Deutschland eben deutlich über das hinaus, was in anderen Ländern Standard ist“. Er spricht von einer „bedrückenden, geradezu erdrückenden Überwachungssituation“. Die Einführung eines Anti-Doping-Gesetzes ist bisher allerdings gescheitert.