Drama in fünf Einzeln: TT-Damen stolz und traurig

Dortmund (dpa) - Nebenan im Dortmunder Fußballstadion stand es nach 93 Minuten 4:4, zwei Steinwürfe entfernt in der Westfalenhalle nach dreieinhalb Stunden 2:3. Deutschlands Tischtennis-Damen und Weltmeister Singapur lieferten sich ein ähnlich dramatisches und irres Match wie der BVB und Stuttgart.

Pech, dass die Regeln im WM-Viertelfinale kein Remis zulassen. „Wir sind stolz und traurig zugleich“, fasste Sportdirektor Dirk Schimmelpfennig vom Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) das Drama in fünf Akten treffend zusammen.

Stolz war das Team von Damen-Bundestrainerin Jie Schöpp, weil alle drei Spielerinnen Irene Ivancan (Berlin), Jiaduo Wu und Kristin Silbereisen (beide Kroppach) auf Augenhöhe mit dem favorisierten Titelverteidiger agierten. Dennoch gab es nach dem fünften und letzten Einzel feuchte Augen, weil eine 2:0-Führung nicht für eine erneute Sensation reichte. Vor zwei Jahren hatten die DTTB-Damen unerwartet WM-Bronze in Moskau geholt, diesmal rutschten sie trotz einer famosen Leistung in die Platzierungsrunde 5 bis 8. Singapur erreichte nach dem knappen Erfolg über Deutschland auch das Finale. Der Weltmeister siegte gegen Südkorea ebenfalls mit 3:2.

„Es ist bitter, wenn einem zwei Punkte zu einer Medaille fehlen“, sagte Silbereisen. Als die Nummer drei in die Spielbox stieg, hatten die EM-Zweite Ivancan und die deutsche Meisterin Wu ihre in der Weltrangliste deutlich höher eingestuften Gegnerinnen förmlich überrollt. Die 8000 Fans waren aus dem Häuschen, zumal Silbereisen gegen Li Jiawei ebenfalls prima mithielt. Bei 12:12 im fünften Satz gelang Silbereisen ein harter Schlag. Die Zuschauer jubelten schon, doch der Ball kam zurück, irgendwie. „Das ist sehr schade. Ich wusste, dass ich nur einen Matchball bei eigenem Aufschlag brauche, um die Medaille zu sichern“, haderte Silbereisen.

Mit ihrer Niederlage kippte das Spiel. Singapur bekam Oberwasser und verschaffte sich den besseren Abgang. Bundestrainerin Schöpp, die vor wenigen Wochen den langjährigen Coach Jörg Bitzigeio abgelöst hatte, war wie die DTTB-Führung stolz auf die Leistung und auch ein ganzes Stück überrascht. „Ich hatte selbst kaum geglaubt, dass die Spielerinnen so stark spielen können. Es ist sehr schade, aber wir haben teilweise über unseren Verhältnissen gespielt“, sagte Schöpp.

Die Ex-Nationalspielerin führte den starken Auftritt auch auf die für Tischtennis-Damen ungewohnte Atmosphäre zurück: „Wir haben die Zuschauer sehr gespürt, sie sind immer mitgegangen. Deswegen war es überhaupt erst möglich, eine so tolle Leistung zu zeigen.“ Ähnlich sah es Abwehrkünstlerin Ivancan: „Ohne dieses tolle Publikum hätte niemand so an seine Grenzen gehen können.“