German Open Ein Deutscher im Halbfinale: Boll raus, Franziska überrascht
Bremen (dpa) - Timo Boll ist ausgeschieden, Dimitrij Ovtcharov verletzt. Der einzige deutsche Tischtennis-Profi im Halbfinale der German Open ist der Qualifikant Patrick Franziska.
Der 25 Jahre alte Doppel-Europameister vom 1. FC Saarbrücken gewann in Bremen gegen den schwedischen Bundesliga-Profi Kristian Karlsson von Borussia Düsseldorf mit 4:1 Sätzen. „Das ist ein ziemlich geiles Gefühl. Damit hätte ich nie gerechnet“, sagte er.
Knapp zwei Stunden später verlor dann der Weltranglisten-Erste Boll das Giganten-Duell mit dem Weltmeister und Olympiasieger Ma Long aus China mit 1:4. „Ich habe einige Chancen liegen gelassen, das ärgert mich natürlich. Aber er ist für mich der stärkste Spieler der Welt“, sagte der 37-Jährige. Boll vergab in diesem Match im vierten Satz eine 9:4-Führung und im fünften Durchgang acht Satzbälle.
Die aktuelle und die ehemalige Nummer eins der Welt hatten bei den beiden vergangenen WM-Turnieren zusammen Doppel gespielt. Doch unabhängig von der aktuellen Ranglisten-Position war Bolls Niederlage vor rund 5000 Zuschauern in der Bremer ÖVB-Arena keine Überraschung. Denn während Ma Long nach überstandener Handgelenks-Verletzung immer besser in Form kommt, muss Boll nach seiner Turnierpause im Februar erst wieder seinen Rhythmus finden. „Man braucht einen perfekten Tag, um ihn zu schlagen“, meinte der Rekord-Europameister.
Schon im Achtelfinale am frühen Nachmittag hatte Boll große Probleme und besiegte den früheren Bundesliga-Profi Chuang Chih-Yuan aus Taiwan erst nach der Abwehr eines Matchballs mit 4:3 Sätzen.
Für Patrick Franziska ist die Halbfinal-Teilnahme bei diesem mit 235 000 Dollar dotierten Turnier der World-Tour-Serie der größte Karriereerfolg nehmen dem Erreichen des WM-Viertelfinals 2015 und dem Final-Einzug bei den Korea Open 2017. Dort verlor er gegen Timo Boll.
In Bremen musste Franziska in den vergangenen Tagen erst vier Spiele in der Qualifikation gewinnen, um überhaupt das Hauptfeld zu erreichen. An seinen eigenen Erfolg glaubte der Weltranglisten-30. nicht, da er sein Hotelzimmer nur bis zum Achtelfinale gebucht hatte. „Das habe ich erstmal verlängert“, sagte er nach seinem Sieg gegen Karlsson. Zuvor hatte der Doppel-Spezialist einen Abbruch-Sieg gegen den an der Hüfte verletzten Dimitrij Ovtcharov verbucht und im Achtelfinale den Portugiesen Marcos Freitas geschlagen. Sein Gegner im Halbfinale ist am Sonntagvormittag der chinesische Mannschafts-Olympiasieger und Weltranglisten-Fünfte Xu Xin.