Ein Sieg gegen die Langeweile

In einem aufregenden Spiel gewinnt Hannover 2:1 gegen den FC Bayern — und wird gefeiert.

Hannover. Zwei Dummheiten und ein halbes Eigentor haben die Super-Serien von Torhüter Manuel Neuer und Bayern München gestoppt. Nach elf Wochen ohne Niederlage verlor der Spitzenreiter der Fußball-Bundesliga mit 1:2 (0:1) bei Hannover 96 am Sonntag wieder ein Pflichtspiel. Mohammed Abdellaoue beendete an seinem 26. Geburtstag mit einem Elfmetertor (23.) nach 770 Minuten Neuers Zeit ohne Gegentor. Den Strafstoß hatte Bayern-Kapitän Philipp Lahm mit einer höchst ungeschickten Aktion verursacht.

Kurz darauf sah Jerome Boateng nach einer Tätlichkeit Rot (28.). Beim 2:0 von Christian Pander (50.) fälschte auch noch Luiz Gustavo den Ball unhaltbar ab. Nach der Gelb-Roten Karte gegen Hannovers Steven Cherundolo (63.) konnte der deutsche Rekordmeister noch einmal hoffen. Mehr als der Anschlusstreffer des eingewechselten David Alaba (83.) gelang aber nicht.

„Es lief heute sehr vieles gegen uns“, befand Bayern-Trainer Jupp Heynckes. Der Platzverweis für Boateng sei „unberechtigt“ gewesen. „Wir hätten ein Unentschieden verdient gehabt. Heute bin ich mehr mit meiner Mannschaft zufrieden als bei manchen 7:0- oder 5:0-Spielen“, fügte Heynckes hinzu.

In einem enorm intensiven Spiel setzte Hannover schon in der 12. Minute den ersten Warnschuss. Abdellaoue tauchte nach feinem Zuspiel von Christian Pander frei vor Neuer auf, traf aber nur den Außenpfosten. Die seit dem 7. August ungeschlagenen Bayern waren jetzt geweckt. Mario Gomez scheiterte nach Franck Ribérys Flanke per Kopf am überragenden 96-Keeper Ron-Robert Zieler (14.). Sechs Minuten später traf Toni Kroos aus 20 Metern nur die Latte.

Doch dann patzte Lahm. Nach seinem Foul gegen Cherundolo entschied Schiedsrichter Manuel Gräfe auf Elfmeter, Abdellaoue verwandelte sicher. „Den Elfmeter kann man pfeifen. Ob man ihn pfeifen muss, ist eine andere Frage“, sagte Lahm. Neuer kassierte nach acht Liga-Spielen wieder ein Gegentor. In der ewigen Liga-Rangliste konnte der Münchner Keeper damit nicht an Rekordhalter Timo Hildebrand (884 Minuten) und Oliver Kahn (802) vorbeiziehen.

Doch es kam noch dicker für den Tabellenführer. Im Tumult nach einer harten Attacke von Rafinha gegen Sergio Pinto ließ sich Boateng zu einem heftigen Schubser gegen Christian Schulz hinreißen. Gräfe zeigte ihm Rot, Schulz nur Gelb. „Es war auf keinen Fall eine Rote Karte. Er stößt ja zuerst, daraufhin habe ich ihn zurückgeschubst“, meinte Boateng.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß sah den 96-Profi Pinto als Schuldigen. „Es ist eine Schande, wie er seit Jahren schauspielert. Der gehört nach Hollywood“, schimpfte Hoeneß.