Altes Team, neuer Geist: Ice Tigers mit Erfolgsserie

Berlin (dpa) - Dem Eishockey-Standort Nürnberg fehlte es in den letzten Jahren an Konstanz und Homogenität. In dieser Saison sieht dies bisher anders aus: Die Ice Tigers beeidnrucken in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) mit einem Höhenflug, veredelt durch den Startrekord von neun Siegen in Serie.

In der Saison 1995/96 hatte Landshut acht Siege aneinandergereiht. „Für uns ist das kein großes Ding, der Rekord ist eher etwas für die Stadt und die Fans“, sagte Trainer Tray Tuomie. Der US-Amerikaner hat das Team im Sommer übernommen, das weder der schwedische Weltmeister- und Olympiasieger-Trainer Bengt-Ake Gustafsson noch der jetzige Eisbären-Trainer Jeff Tomlinson in der vergangenen Saison auf Kurs bringen konnten.

Für Tuomie ist es die erste Station als Cheftrainer. Vielleicht erklärte er den Erfolg der Franken deshalb recht zurückhaltend: „Wir hatten im ersten Spiel in Köln Glück und seitdem gewinnen wir.“ In Köln siegten die Ice Tigers mit 3:2 nach Penaltyschießen. Die restlichen acht Partien entschieden die Nürnberger allesamt in der regulären Spielzeit für sich.

Anders als Tuomie hielt Tigers-Sportdirektor Martin Jiranek seine Emotionen in der Einschätzung des Erfolges nicht zurück. „Ich bin sehr stolz auf die Spieler und den Trainerstab. Sie haben in der Vorbereitung so hart gearbeitet und den Rekord verdient“, sagte der Ex-Ice-Tigers-Profi, der in beiden Vizemeister-Teams der Jahre 2007 und 1999 stand. Jiranek ist wie Coach Tuomie neu in seiner Position. Der Deutsch-Kanadier löste Lorenz Funk als Sportdirektor ab.

Durch das Duo Tuomie/Jiranek scheint das zur Vorsaison kaum veränderte Team von einem neuen Geist beseelt zu sein. Der Sportdirektor hebt die mannschaftliche Geschlossenheit hervor. „Was wir dieses Jahr in der Kabine haben, ist die Definition des Wortes Team“, formulierte er etwas kryptisch und forderte: „Wir müssen diese Zeit genießen.“

Gerade der Teamgeist war in der Vorsaison nicht gerade eine der Nürnberger Stärken. Das bestätigte der Eisbären-Stürmer Daniel Weiß, der in der vergangenen Spielzeit nach Nürnberg ausgeliehen war. „Eigentlich hatten wir eine sehr gute Mannschaft, aber irgendwie hat es auf dem Eis nicht richtig funktioniert“, wunderte er sich. Das vor dem Saisonstart hochgehandelte Ensemble belegte nach der Hauptrunde nur Platz sieben und scheiterte in den Pre-Playoffs an den Grizzly Adams Wolfsburg.

Jetzt läuft es aber rund. Für Kapitän Patrick Reimer spielen mehrere Dinge dafür eine Rolle. „Jeder Mannschaftsteil funktioniert einfach. Die Spieler kennen ihre Rolle und führen sie perfekt aus. Der Trainer stellt uns auf jeden Gegner gut ein“, erklärte der Stürmer. Dazu gehört, dass Tuomie die Kontrahenten mit einer in der DEL einmaligen Taktik überrascht. Anstatt mit drei festen Angreifern in einem Block zu spielen, setzt er auf Pärchenbildung. Ein Center und ein Außenspieler bilden ein Duo, die dritten Stürmer rotieren ständig.

Dies ist auch ein wenig dem Umstand geschuldet, dass der Coach wegen einer Vielzahl Verletzter nie mit der gleichen Aufstellung beginnen konnte. Der Kräfteverschleiß macht sich jüngst beim knappen 4:3-Sieg gegen Schwenningen bemerkbar, als die Nürnberger trotz einer 3:0-Führung noch um ihren Rekordsieg zittern mussten.

„Die Kraft hat sicher eine Rolle gespielt“, erklärte Tuomie den Einbruch gegen die Schwarzwälder. Angesichts von mittlerweile sechs angeschlagenen oder verletzten Stammspielern wiegen die kommenden Aufgaben - auswärts in Wolfsburg und danach zu Hause gegen Mannheim - besonders schwer.

Auch wenn Tuomie der Startrekord angeblich nicht überbewerten möchte, meinte er: „Wir wissen, dass Rekorde da sind, um gebrochen zu werden. Aber das wollen wir den anderen Mannschaften nun so schwer wie möglich machen und weiter gewinnen.“