DEB-Team gegen Österreich um Ehre und Revanche

Helsinki (dpa) - Jetzt wird es brisant! Nach einem unglücklichen Start müssen Deutschlands Eishockey-Cracks bei der WM endlich Punkte einfahren - das Derby gegen Abstiegsrivale Österreich kommt gerade recht.

„Da ist noch eine Rechnung offen“, murrte Verteidiger Moritz Müller vor dem emotional aufgeladenen Wiedersehen mit der Truppe aus der Alpenrepublik am Mittwoch. Ausgerechnet die Österreicher hatten den gastgebenden Deutschen im Februar den Olympia-Startplatz 2014 weggenommen und damit dem Team von Bundestrainer Pat Cortina eine historische Pleite sowie viel Hohn und Spott beschert. Nun soll die Revanche gelingen.

Die Blamage von Bietigheim ist auch drei Monate später längst nicht vergessen. „Das spukt schon noch im Kopf herum“, räumte Goalie Dennis Endras ein. Er hatte das wegen der Verlängerung nutzlose 3:2 damals von der Ersatzbank aus verfolgt. Nach dem Olympia-Ticket wollen sich die Deutschen von den Österreichern um NHL-Star Thomas Vanek - die am Dienstag Lettland wenig überzeugend 6:3 bezwangen - in Helsinki nicht auch noch den Klassenverbleib streitig machen lassen.

Die Österreicher nehmen die Herausforderung an. „Wir haben viel Selbstvertrauen aus jenem Turnier mitgenommen“, betonte Markus Peintner, in Bietigheim Schütze des entscheidenden Treffers. „Aber hier bei der WM sind wir ganz klar der Underdog“, ergänzte er.

Es geht um Punkte, Ehre, Revanche. Wobei Stürmer André Rankel zur Besonnenheit mahnt: „Zuviel Rache wäre auch nicht gut, wir müssen unsere Emotionen kontrollieren.“ Das dürfte schwer werden, hat die Schlappe die Spieler doch tief getroffen und in der Öffentlichkeit als Versager dastehen lassen. „Jetzt können wir den Leuten daheim zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind“, betonte Felix Schütz.

Die Nachbarschaftsduelle bei Weltmeisterschaften verliefen zuletzt für beide Nationen nicht prickelnd: 2009 unterlagen die Deutschen in Bern 0:1 und wurden vom Abstieg nur verschont, weil sie ein Jahr später WM-Gastgeber waren - stattdessen musste Team Austria den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. 2005 endete das Derby in Wien 2:2, beide Mannschaften stiegen am Ende ab.

Vor zehn Jahren standen sich beide Nationen in Helsinki schon einmal gegenüber: Unter Bundestrainer Hans Zach gab es damals ein klares 5:1 und viel böses Blut im Vorfeld. Die Österreicher warfen dem Coach Trainingsspionage vor und beschworen das Fußball-Wunder von Cordoba, der Tölzer polterte von „Steinzeitmenschen“.

Kampfansagen à la Zach sind von Pat Cortina nicht zu erwarten, der Italo-Kanadier stichelt lieber subtil. „Hoffentlich sind sie nach dem Spiel gegen die Letten ordentlich müde“, sagte der Coach zur Partie Österreichs einen Tag vor dem Deutschland-Match mit einem Grinsen.

Apropos müde - oder eben nicht: Justin Krueger stieß am Dienstag zum Team, er erhält den letzten noch freien Kaderplatz unter den Feldspielern. Nach dem Playoff-Aus seiner Charlotte Checkers in der unterklassigen nordamerikanischen AHL am Samstag hatte sich der Verteidiger sofort ins Flugzeug gesetzt und war eine Stunde vor dem Training am Dienstag in Helsinki gelandet. „Ich fühle mich gut“, meinte er, auch wenn ihm in der Trainingshalle der Hartwall Areena der Jetlag quasi anzusehen war. Am Mittwoch soll er auflaufen.

Vor dem 41. Duell mit den Österreichern waren aber auch warnende Stimmen im deutschen Lager zu hören. Der Grund dafür hieß Thomas Vanek, Teamkollege von Christian Ehrhoff bei den Buffalo Sabres. „Er ist der Typ Ilja Kowaltschuk“, unterstrich der deutsche Kapitän in Erinnerung an den russischen Torjäger, der dem DEB-Team am Sonntag drei Tore eingeschenkt hatte. „Er hat einen Torriecher, den kann man nicht beibringen.“

265 Tore in acht Jahren NHL stehen in Vaneks Vita. Auch in Helsinki traf er bereits zweimal, unter anderem gegen die Letten. Diese Partie dürfte die Sorgen der Deutschen kaum vergrößert haben, zeigte Österreich doch trotz des Sieges einige eklatante Schwächen. Nach dem Sieg meinte Vanek zur anstehenden Partie entsprechend zurückhaltend: „Wir sind klarer Außenseiter, die Deutschen spielen super Eishockey.“ Eine kleine Wette mit seinem Club-Kollegen Ehrhoff kann sich der 29-Jährige dennoch vorstellen, „ein Essen oder so, wir sind ja noch länger zusammen in Buffalo“, flachste der Stürmer.

Am Mittwoch steht wesentlich mehr auf dem Spiel, das wissen Spieler und Trainer im deutschen Lager. „Wir müssen gewinnen“, betonte Keeper Endras und stellte klar: „Alles andere wäre traurig.“