DEB-Team vor Alles-oder-Nichts-Spiel gegen Österreich
Bietigheim-Bissingen (dpa) - Der Schmach folgte fast schon kindlicher Trotz. Direkt nach dem peinlichen 1:2 nach Verlängerung gegen Italien zählte für Deutschlands Eishockey-Nationalspieler nur noch das „Alles-oder-nichts-Spiel“ am Sonntag gegen Österreich um die Olympia-Teilnahme 2014 in Sotschi.
„Was soll denn jetzt anders sein?“, erklärte Verteidiger Constantin Braun nach der ersten deutschen Pleite überhaupt in einem Qualifikationsspiel für Olympia. „Es war von Anfang an klar, dass wir am Sonntag ein Finale haben werden. Das ist doch ein toller Kick“, befand der Berliner Eisbär und Stürmer Kai Hospelt ergänzte: „Wenn wir heute gewonnen hätten, hätten wir trotzdem auch am Sonntag siegen müssen.“
Die Ausgangslage hat sich in der Tat kaum geändert, da Österreich beim Vier-Nationen-Turnier in Bietigheim-Bissingen zuvor locker 6:1 gegen die Niederlande gewonnen hatte. Nach der deutschen Blamage aber droht das Prestigeduell am Sonntag zur Zitterpartie zu werden. Schon vor vier Jahren mühte sich Deutschland beim Qualifikationsturnier in Hannover zum entscheidenden 2:1 gegen das Nachbarland. Damals schoss der diesmal nicht berücksichtigte John Tripp Deutschland nach Vancouver. Damals allerdings schon vorzeitig im zweiten Turnierspiel.
Diesmal geht es um alles in nur einem Spiel. „Wir müssen gewinnen, nur dass wir jetzt nicht mehr den Luxus haben, damit bis zur Verlängerung oder bis zum Penaltyschießen warten zu können“, erkannte Bundestrainer Pat Cortina. Genau das wäre ausreichend gewesen, hätte Deutschland wie Österreich beide Spiele gegen die international unterklassigen Italiener und Niederländer glatt gewonnen. Nun muss am Sonntag ein Sieg nach 60 Minuten her, sonst ist das erstmalige Scheitern in einer Olympia-Qualifikation und die erste Abwesenheit bei Winterspielen seit 65 Jahren perfekt.
Zumindest der Glaube an die 17. Olympia-Teilnahme in Serie ist also ungebrochen. Nach den bislang gezeigten Leistungen beim 5:1 gegen den Eishockey-Exoten Niederlande und der Blamage gegen Italien muss sich das deutsche Team aber erheblich steigern. „Österreich wird noch einmal ein härterer Brocken als Italien“, warnte Torhüter Dennis Endras zu Recht. Es sagt einiges über das Niveau des Turniers in der schwäbischen Provinz und die bislang gezeigte Leistung Deutschlands aus, dass die gerade erst wieder in die WM-A-Gruppe aufgestiegenen Österreicher bislang den klar besten Eindruck in hinterließen.
Der Nachbar erspielte sich seine Treffer wesentlich leichter. Allein Daniel Oberkofler vom Meister EHC Linz schoss drei Tore in zwei Spielen. Deutschlands Angriff scheint ohne die verletzten Top-Stürmer Thomas Greilinger, Christoph Ullmann und Patrick Reimer indes jegliche Durchschlagskraft zu fehlen. Ob zumindest Reimer am Sonntag wieder spielen kann, ist noch unklar. Der Nürnberger Stürmer hatte sich gegen die Niederlande verletzt. „Allein mit seiner Art kann er vor dem Tor den Unterschied ausmachen. Er sucht immer die Lücke und ist entschlossen“, sagte Cortina über den Torjäger.
Angst vor dem Scheitern hat aber niemand, auch DEB-Präsident Uwe Harnos nicht. Auch wenn dies mit finanziellen Einbußen wegen weniger Bundes-Fördermittel für den klammen Verband verbunden wäre. „Es wäre daher schon toll, wenn beide Mannschaften in Sotschi wären“, sagte Harnos. Das DEB-Frauenteam ist nämlich schon einen Schritt weiter.
Nach dem 3:1 am Freitag in Weiden im zweiten Qualifikationsspiel gegen Tschechien sicherte das Team von Bundestrainer Peter Kathan vorzeitig die dritte Olympia-Teilnahme nach 2002 und 2006. „Das Gefühl ist der Wahnsinn! Dass man mit 30 noch mal zu den Olympischen Spielen fährt, hätte ich nicht gedacht“, freute sich Susann Götz, die das 2:1 erzielt hatte.