DEG holt schwedischen Meister-Torwart
Es könnte ein Transfer-Coup werden: Die DEG hat Fredrik Pettersson-Wentzel von HV 71 verpflichtet. Der 26-Jährige galt einst als Riesentalent und hat nun eine Saison Zeit, sich für einen größeren Vertrag zu empfehlen.
Düsseldorf. Freizeit ist momentan ein Fremdwort für Niki Mondt. Während der Großteil der Spieler den Urlaub plant oder sich in Richtung Heimat aufgemacht hat, steht für den Sportlichen Leiter der Düsseldorfer EG die wichtigste Zeit des Jahres an. Wenn das frühe Saisonende einen Vorteil hat, dann ja den, dass die meisten anderen Eishockey-Teams noch im Einsatz sind.
Entsprechend viel ist Mondt derzeit unterwegs, um potenzielle Zugänge zu sichten, sich mit Scouts und Beratern zu treffen und Verhandlungen zu führen. Schweden, Schweiz, Österreich, Deutschland — in all diesen Ländern hat Mondt in den vergangenen Wochen Spiele gesehen. Und wenn alles passt, fliegt er bald auch noch nach Nordamerika.
Hinter einen Mannschaftsteil kann der 39-Jährige seit am Mittwoch einen Haken machen: Das Torhüter-Duo für die nächste Saison in der Deutschen Eishockey Liga steht: Neben Mathias Niederberger wird Fredrik Petterson-Wentzel das Tor der DEG hüten.
Das bedeutet gleichzeitig das Ende seiner Düsseldorfer Zeit für Dan Bakala. Der Kanadier war während der abgelaufenen Saison nachverpflichtet worden, weil Niederberger sich verletzt hatte und sein junger Ersatzmann Timo Herden, 23, die Erwartungen nicht erfüllte. Bakala tat das danach sehr wohl. Obwohl er in seinen 31 Einsätzen nur 13 Siege holte, waren sie bei der DEG zufrieden. Seine Fanquote von 91,5 Prozent und sein Gegentorschnitt von 2,5 waren zwar nicht überragend, hätten aber allemal gelangt, um die Play-offs zu erreichen. Trotzdem konnten sich beide Seiten nun nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen. Dem Vernehmen nach soll Bakala, der zuletzt für ein Minimalgehalt spielte, eine kräftige Erhöhung gefordert haben. Die wollte ihm die DEG nicht geben.
Das Geld bekommt nun Fredrick Pettersson-Wentzel, dessen Vita auf den ersten Blick eine Nummer zu groß für die DEL und erst recht die DEG erscheint. Der Schwede durchlief die Jugendnationalmannschaften seines Landes, spielte bereits mit 17 in der starken zweiten und zwei Jahre später in der Ersten Liga. 2010 wurde er vom NHL-Team Atlanta Thrashers (heute Winnipeg Jets) gedraftet und sollte eine große Zukunft vor sich haben. Doch den Sprung in die beste Liga der Welt schaffte er nie.
Also blieb er in der Heimat und hatte dort durchaus Erfolg. Sieben Jahre lang spielte Pettersson-Wentzel bei Färjestad BK sowie HV 71 aus Jönköping, war Stammgast in Halbfinale sowie Finale und wurde 2017 Meister. Mit 26 Jahren hat er 250 Spiele in der Ersten Liga gemacht, hinzu kommen 27 im Europapokal sowie fünf für die schwedische Nationalmannschaft.
Bei der DEG sind sie entsprechend euphorisch, einen solchen Mann verpflichtet zu haben. DEG-Torwarttrainer Viktor Alm, selbst Schwede, schwärmte seit langem von seinem Landsmann, auch Mondt ist von ihm überzeugt: „Wir versprechen uns viel von ihm, er hat eine ansprechende Vita und ist noch jung.“
Wie es ihm gelungen ist, ihn in die DEL zu locken, verrät er nicht im Detail. Aber die Erfolgsgeschichte von Kölns Klassetorwart Gustaf Wesslau dürfte eine Rolle gespielt haben. 2015 kam auch der von HV 71 zunächst für ein Jahr nach Deutschland, setzte sich bei den Haien durch und gilt heute als einer der besten Goalies der Liga. Mit entsprechender Bezahlung. In Schweden wird zwar auch gutes Geld bezahlt, aber nur für die absolute Spitze. Dahinter gibt es ein krasses Gehaltsgefälle.
So ist Deutschland für Pettersson-Wentzel natürlich ein sportlicher Abstieg, finanziell könnte es sich aber lohen. Denn langfristig gibt es für ihn in der DEL mehr zu verdienen als in der Heimat, deutlich über 100 000 Euro pro Saison. Zumindest, wenn er in seinem ersten Jahr einschlägt. Bei der DEG hoffen sie drauf. Aus ganz egoistischen Gründen.