Eishockey DEG: Mehr Quantität statt wenig Qualität

DEG-Sportdirektor Mondt setzt beim Kader-Bau ob des schmalen Geldbeutels auf Ausgeglichenheit statt Stars. Die ersten Testspiele machen Mut.

Torjäger Brendan O‘Donnell ist bereits fit. Er war in den ersten Testspielen Dreh- und Angelpunkt im Angriffsspiel der DEG.

Foto: dpa/Marius Becker

Das Jahr 2024 stand für die Düsseldorfer EG lange Zeit unter keinem guten Stern. Erst drohte dem achtmaligen deutschen Eishockey-Meister der Abstieg in die zweite Liga, dann wurde eine dramatische Finanzlücke offenbart und schließlich prangerte in Torhüter Henrik Haukeland der beste Akteur des Kaders eine Kultur der Mittelmäßigkeit an. „Wir dürfen hier nicht glücklich damit sein, nur in die Play-offs zu kommen und dort dann im Viertelfinale auszuscheiden. Seit einer sehr langen Zeit ist es bei der DEG nun schon Programm, mittelmäßig zu sein. Der bislang letzte Gewinn des Meistertitels ist jetzt 28 Jahre her. Das hat nicht nur mit Geld zu tun. Es geht auch darum, wie die Menschen hier im Klub zusammenkommen. Es braucht bei der DEG dringend einen Kulturwandel“, hatte Haukeland nach dem letzten Spiel der Saison im März gepoltert.

Obwohl der 29-Jährige damit einen durchaus richtigen Nerv getroffen hatte, so zitierten ihn Sportdirektor Niki Mondt und Geschäftsführer Harald Wirtz doch zum internen Gespräch. Inzwischen ist das Thema vom Tisch, beim Trainingsauftakt am 11. August zeigte sich Haukeland voll motiviert. Ein von einigen Medien kolportierter Abgang war kein Thema – möglicherweise allerdings nur deshalb, weil kein anderer Klub dem Norweger das aus seinem bis 2030 laufenden Kontrakt sichere Gehalt bieten konnte. Und auch bei eben jenen Finanzen stieg schließlich weißer Rauch aus dem Kamin an der Theodorstraße auf. Dank der Gesellschafter, neuer Sponsoren und dem eventuell noch einmal in die Diskussion kommenden Einstieg des Rüstungsunternehmens „Rheinmetall“ kann Mondt mit dem gleichen Etat wie schon in der vergangenen Saison planen.

Mit dem ist die DEG unter den 14 Vereinen elfter oder zwölfter, aber eben nicht wie befürchtet abgeschlagener Letzter. Dennoch waren die Großverdiener Phil Varone und Kenny Agostino nicht zu halten, die Stürmer gingen zu den durch „Volkswagen“ bzw. „Saturn“ weitaus kräftiger unterstützten Grizzlys Wolfsburg bzw. ERC Ingolstadt. „Das ist bitter, aber die beiden sind für uns zu teuer“, sagte Mondt, der auch keinen gleichwertigen Ersatz verpflichten konnte. „Ich habe die Top-Spieler, die ich eigentlich holen wollte, nicht bekommen.“ Insofern dachte der 46-Jährige um und verteilte das Geld auf fünf weniger bekannte Angreifer anstatt auf zwei Stars. Alle fünf sind Ausländer, für deutsche Mittelstürmer rufen ihre Berater horrende Beträge auf. Mondts Idee war es daher, mit den Zugängen mehr Ausgeglichenheit in die vier Angriffsreihen zu bringen.

O‘Donnell schon in Form – Unterzahlspiel weiter schwach

Die ersten drei Tests ließen diesen Schluss durchaus zu. War das 7:0 bei Drittligist ESC Moskitos Essen noch eher ein Muster ohne großen Wert, so zeigte die DEG in den Duellen mit zwei Schweizer Top-Clubs gute Ansätze. Das 2:5 gegen den SC Rapperswil fiel erst am Ende (zu) hoch aus, beim im Penaltyschießen errungenen 4:3 über den Züricher SC wurde sogar ein 0:3 aufgeholt. Die besagten Zugänge Tyler Angle (23, Cleveland Monsters/AHL), Jacob Pivonka (24, Worcester Railers/ECHL), Justin Richards (26, Rochester Americans/AHL), Drake Rymsha (26, Red Bull Salzburg) und Rick Schofield (37, HC Bozen) zeigten die vom neuen Trainer Steven Reinprecht (48) geforderte läuferische und kämpferische Komponente als auch Stärke beim Bully. Ein für den Puckbesitz elementarer Standard, bei dem die DEG seit Jahren notorisch schlecht ist.

Was sich im Gegensatz zum Vorjahr für den Saison-Start am 20. September bei den Straubing Tigers allerdings als noch größerer Pluspunkt erweisen kann, ist der Fakt, dass mit Verteidiger Kyle Cumiskey sowie Angreifer Brendan O‘Donnell zwei der wichtigsten Spieler von Beginn der Vorbereitung an fit sind. Besonders O‘Donnell war in den Tests Dreh- und Angelpunkt des Angriffsspiels, überdies erzielte der 32-Jährige in den drei Partien vier Treffer. Noch nicht verbessert scheint die DEG hingegen in Unterzahl, wo sie gegen Rapperswil und Zürich bei elf Situationen fünf der acht Gegentreffer schluckte. Dennoch ist O‘Donnell optimistisch. „Ich habe ein besseres Gefühl als vor einem Jahr. Da deuteten schlechte Tests bereits auf Schwierigkeiten hin und die Negativspirale nahm früh Fahrt auf.“ Jetzt blüht ein zartes Pflänzchen Hoffnung.