Eine DEL-Hauptrunde wie nach einem Drehbuch
Die DEG war am Boden, schien chancenlos und erlebte ständig Rückschläge. Doch jetzt wird gefeiert.
Düsseldorf. Wenn ein Autor dieses Drehbuch bei einem großen Filmstudio einreichen würde, die Absage ließe wohl nicht allzu lang auf sich warten. Zu pathetisch, zu gewollt, zu perfekt klingt sie, die Geschichte der Düsseldorfer EG in der Eishockey-Saison 2014/2015.
Denn es ist die des typischen Underdogs, dem keiner etwas zutraut, der immer wieder Rückschläge erleiden muss — und der am Ende trotzdem feiert, weil sich doch noch alles zum Guten gewendet hat.
Vergessen hat die dunklen Stunden der jüngeren Vereinsgeschichte trotzdem niemand. Selbst am Sonntag nach dem umjubelten Viertelfinaleinzug, selbst in der Stunde dieses größten Erfolgs der vergangenen drei Jahre dachten Trainer und Spieler an all das, was zuvor eben nicht nach Plan gelaufen war. „Wir sind sehr schlecht gestartet“, sagte Trainer Christof Kreutzer mit Blick auf fünf teilweise herbe Pleiten und 30 Gegentreffer in den ersten sechs Spielen.
Und selbst als es danach bergauf ging, ließen die Rückschläge nicht lange auf sich warten: Binnen weniger Wochen fiel auf allen Positionen — Torwart Bobby Goepfert, Abwehrchef Tim Conboy und Topscorer Michael Davies — der jeweils wichtigste Spieler aus und kam bis heute nicht wieder. Zudem gab es unglückliche Schiedsrichter-Entscheidungen, die der DEG Punkte kosteten.
Trotzdem fand sie in die Erfolgsspur, erlebte mit dem Sieg im Winter Game vor mehr als 50 000 Fans den emotionalen Höhepunkt und spielte sich wieder in die Herzen der Fans. „Wir sind in den harten Phasen immer mehr zusammengewachsen“, sagt Kreutzer, der unumwunden zugibt, dass „nicht mal der kühnste Optimist“ damit rechnen konnte, dass der Tabellenletzte der beiden Vorjahre wieder zu den besten Adressen der Deutschen Eishockey Liga gehört und ab Mittwoch um die Meisterschaft spielt (siehe Kasten).
„Für die DEG-Fans und das Umfeld ist es wichtig, die Play-off-Stimmung zu erleben, es geht wieder um was“, dachte auch Lukas Lang am Sonntag ans große Ganze.
Obwohl allein seine eigene Geschichte für genug Gesprächsstoff gesorgt hatte. Nach durchwachsenen Auftritten zu Beginn saß der Torwart monatelang auf der Bank. Bis sich nach Goepfert auch Beskorowany verletzte, es plötzlich auf Lang ankam und der sein Team zu den entscheidenden drei Siegen für den Play-off-Einzug führte. Zum Abschluss auch noch mit einem Shutout — dem ersten der Saison.
Und auch wenn Trainer Kreutzer sagt, dass alles, was jetzt komme, nur noch Bonus sei, scheint sein Team mehr zu wollen: „Die Play-offs sind der Grund, warum man Eishockey spielt. Nicht, damit man Anfang März fertig ist“, sagt Verteidiger Bernhard Ebner. Mal sehen, was das Drehbuch für den letzten Akt dieser der DEG-Saison noch so alles vorgesehen hat.