Eishockey DEG sucht neuen Partner in der DEL 2
Düsseldorf · Die jahrelange Kooperation mit dem EC Bad Nauheim steht vor dem Aus. Für die DEG bekamen ihre Talente zu wenig Eiszeit in der zweiten Liga, die Nauheimer konnten mit denen nicht viel anfangen.
Das deutsche Jugend-Eishockey erlebt goldene Tage. Nach der U 20-Nationalmannschaft (mit DEG-Torwarttalent Hendrik Hane) Anfang des Jahres ist über Ostern auch die U 18 in die A-Gruppe der jährlichen Weltmeisterschaft aufgestiegen. Künftig darf sich der heimische Nachwuchs wieder mit den Topteams aus Russland oder Kanada messen — weil es eine Fülle an Talenten gibt wie lange nicht. Da stellt sich die Frage, wie man die in die Profikader der Deutschen Eishockey Liga (DEL) integrieren kann.
Seit Jahren ist es einhellige Meinung, dass der Sprung von der Deutschen Nachwuchs Liga (DNL) in die DEL zu groß ist. Zwar wurde die DNL jüngst von einer U 19- zu einer U 20-Liga gemacht, damit sich die Teenager noch ein Jahr länger unter Ihresgleichen entwickeln können, zudem ist jedes DEL-Team nun verpflichtet, U 23-Spieler einzusetzen, den direkten Übergang von DNL in DEL schaffen dennoch die wenigsten.
Das Problem: Eishockey-Klubs können sich nicht wie Vereine in anderen Sportarten zweite Mannschaften leisten, wo sie ihre Talente parken. Deswegen hat jedes Team aus der ersten Liga Kooperationspartner in den tieferen Spielklassen. Die DEG arbeitet seit Jahren mit dem EC Bad Nauheim (DEL 2) und den Moskitos Essen (Oberliga) zusammen. Bekommt ein junger Spieler „oben“ keine Einsatzzeiten, wird er nach „unten“ geschickt. Das soll beiden helfen: Der Erstligist freut sich über Eiszeit seiner jungen Spieler, der Zweitligist bekommt Verstärkungen.
Die Kassel Huskies gelten als Kandidat
Doch das klappte zuletzt immer weniger. Deswegen steht die Kooperation mit Bad Nauheim nach WZ-Informationen vor dem Aus. Manager Niki Mondt will das noch nicht vollends bestätigen, sagt aber, dass der Vertrag mit Bad Nauheim ausläuft und er derzeit mit mehreren Vereinen aus der zweiten Liga verhandelt. Namen nannte er nicht, einer davon soll nach WZ-Informationen Kassel Huskies lauten. Dass Daniel Kreutzer — bei der DEG unter amderem fürs Scouting zuständig — einen Teil seiner Karriere in Kassel erlebte, ist da sicher nicht hinderlich.
Jahrelang lief alles gut mit Bad Nauheim, Talente wie Max Kammerer oder Leon Niederberger entwickeln sich in der zweiten Liga und kamen gestärkt zurück, doch zuletzt war das selten der Fall: Verteidiger Nicklas Mannes (20) und Stürmer Stefan Reiter (22) saßen bei Ex-DEG-Trainer Christof Kreutzer meist auf der Tribüne. Mannes löste daraufhin seinen Vertrag auf und wechselte nach Bayreuth, Reiter war ebenfalls kurz davor, die Brocken hinzuschmeißen, ehe er das „Glück“ hatte, dass sich bei der DEG so viele Stürmer verletzten, dass er wieder in der DEL gebraucht wurde.
Kein richtiges Farmteam-System
Einen Vorwurf macht DEG-Manager Mondt den Nauheimern nicht: „Ich habe Verständnis dafür, dass der Zweitigaklub seine eigenen Ziele verfolgt und sich nicht primär der Ausbildung unserer jungen Spieler verpflichtet fühlt“, sagt er. Nauheim ist ja kein richtiges Farmteam wie es sie in Nordamerika gibt, wo das NHL-Team seinen Partner aus der zweitklassigen AHL komplett kontrolliert und munter Spieler hin und her tauschen kann.
In Deutschland bleiben die Vereine eigenständig und verständigen sich lediglich über wenige ausgewählte Spieler, die ein Doppelspielrecht haben. Entsprechend konnte sich die DEG während ihrer großen Verletzungssorgen im letzten Saisonviertel auch nicht nach Belieben in Nauheim bedienen. Die Spieler wurden dort gebraucht. Von den DEG-Spielern, die zuvir nach unten geschickt worden waren, konnte das nicht behauptet werden.
Verhältnis zu Christof Kreutzer gilt als belastet
Ein negatives Fazit will Bad Nauheims Teammanager Matthias Baldys dennoch nicht ziehen: „Es gab im Laufe der Jahre gute und schlechte Beispiele, wir haben einige junge Spieler gefördert“, sagt Baldys und nennt auch die jüngere Vergangenheit „unterm Strich ordentlich“. Aber natürlich hatten sich beide Seiten die Zusammenarbeit anders vorgestellt. Deswegen endet sie nun wohl, auch wenn Baldys sich zur Zukunft nicht äußern möchte.
Ein Ende käme auch aus persönlichen Gründen nicht überraschend, das Verhältnis von Christof Kreutzer zu manchen Protagonisten an der Brehmstraße gilt nach dessen Rauswurf im Sommer 2017 als belastet. Zwar rauften sie sich im Sinne der Sache in den letzten Monaten zusammen, unbeschwert war die Zusammenarbeit aber nicht mehr. Fernab aller Befindlichkeiten gehe es für die DEG laut Mondt aber vor allem darum, einen Partner zu finden, „dessen Philosophie sich mit unseren Vorteilen deckt“. Der kommt wohl nicht mehr aus Bad Nauheim.