Max Kammerer ist bereit für das Abenteuer NHL

Der DEG-Stürmer Max Kammerer fliegt am Samstag nach Washington. Für ihn waren die NHL-Scouts häufig im Dome.

Foto: Häfner

Düsseldorf. Max Kammerer war die Tage beim Zahnarzt. Er hat sich die Weisheitszähne rausnehmen lassen. „Die meisten haben vorgeschlagen, dass ich das hier noch machen lasse“, sagt er. Was nicht bedeuten soll, dass er den Medizinern in den USA misstraut. Geht es nach Kammerer, wird er in den nächsten Jahren häufiger auf amerikanischen Zahnarztstühlen sitzen. Weil das neben den unschönen Begleiterscheinungen bedeuten würde, dass er in der besten Liga der Welt Eishockey spielen darf.

Am Samstag beginnt es, das Abenteuer NHL. Samstag fliegt der Stürmer, der zuletzt drei Jahre für die DEG spielte, zur Kennenlernwoche nach Washington. Zu den Capitals. Zum Stanley-Cup-Sieger. Dort auf Superstars wie Alexander Ovechkin (Jahresgehalt: zehn Millionen Dollar) zu treffen, könnte einen einschüchtern. Gerade als 21-Jähriger aus einem Land, das nicht zu den Großmächten auf Kufen gehört. Doch Kammerer sagt: „Es ist ein cooles Gefühl, zur besten Mannschaft der Welt zu wechseln.“

Ob die Capitals das wirklich sind, darüber streiten sich die Gelehrten. Die Spitze der NHL ist eng beisammen. Schuld daran ist die Gehaltsobergrenze. Sich wie im europäischen Fußball mit viel Geld einen Kader mit immer neuen Superstars zusammenkaufen, ist nicht möglich. Die Topspieler sind auf die Vereine fast gleichmäßig aufgeteilt — und langfristig gebunden. In den hinteren Reihen herrscht dagegen Fluktuation. Für die verpflichten die NHL-Teams jeden Sommer neue Talente, die sie für ein paar hunderttausend Dollar pro Spieler testen können. In der NHL ist das Kleingeld.

Eins dieser Talente ist Max Kammerer. Immer wieder saßen wegen des gebürtigen Düsseldorfers NHL-Scouts im Dome. Erst recht nachdem er 2016/2017 mit 15 Toren bester Neuling der Deutschen Eishockey Liga wurde. Natürlich habe er sich „Gedanken gemacht“, wenn sich ein Talentspäher ankündigt hatte, sagt Kammerer, aber im Gegensatz zu anderen blieb er gelassen. „Die Scouts sagen, dass es sie beeindruckt hat, dass ich immer gut war, wenn sie da waren.“

Viele schlechte Spiele hat der schnelle und technisch starke Stürmer ohnehin nicht gemacht. Kammerer ist einer der wenigen Lichtblicke der jüngeren DEG-Geschichte. Christof Kreutzer stellte den damals 19-Jährigen nicht grundlos an die Seite von Rob Collins. Auch unter Mike Pellegrims spielte er in der Topreihe neben Alexander Barta. Entsprechend weh tut der DEG der Abgang — trotz der sechsstelligen Entschädigung.

Dass es trotzdem vorerst nur fürs Farmteam der Capitals in der 2. Liga (AHL) reichen könnte, ist ihm bewusst. Aber er hat für drei Jahre unterschrieben und ist jung. „Die Philosophie der Capitals lautet, junge Spieler ein, zwei Jahre in der AHL aufzubauen“, sagt er und verweist auf die vielen ehemaligen AHL-Spieler im jetzigen Meister-Kader. „Das ist eine gute Philosophie. Ich kehre nicht nach einem Jahr zurück, wenn ich es nicht sofort in die NHL schaffe.“

Einfach wird es dennoch nicht. Zwar war Kammerer in seiner Jugend ein Jahr in Kanada und kennt Nordamerika. Das Profi-Eishockey mit seinen weiten Reisen und den mehr als 80 Spielen pro Saison wird dennoch eine Umstellung sein. Vor allem sportlich: „Die Eisfläche ist kleiner, das Tempo ist höher, die Spieler sind individuell stärker, es ist körperbetonter.“ Trotzdem sagt er: „Die Unterschiede sind nicht nicht so groß, wie jeder denkt.“ Neben ihm gehen ja drei weitere Deutsche in die NHL. „Vor zwei, drei Jahren wären nicht vier Spieler gewechselt. Jetzt haben sie durch die Silbermedaille bei Olympia gesehen, dass man auch in Deutschland Eishockey spielen kann.“