Adler-Höhenflug in DEL - „Die Balance stimmt“
Mannheim (dpa) - Einzig die Zuschauerzahlen lassen noch zu wünschen übrig. Sportlich schicken sich die Adler Mannheim an, nach langer Durststrecke in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) wieder zum absoluten Spitzenteam aufzusteigen.
Zehn Siege aus dreizehn Spielen, sieben Punkte Vorsprung auf Meister Eisbären Berlin: Die Kurpfälzer sind momentan eine Klasse für sich. „Die Balance stimmt zurzeit“, meinte Sportmanager Teal Fowler zum Erfolgsgeheimnis des fünfmaligen DEL-Meisters. Ausgeglichenheit scheint tatsächlich die große Stärke der Adler zu sein, die ihre Scheckbuch-Politik beendet haben.
Jahrelang wurden die vermeintlich besten verfügbaren Spieler nach Mannheim gelockt, der erhoffte Erfolg blieb nach dem bis dato letzten Titel 2007 aus. Außerdem setzte man lange auf aufwendige Maßnahmen zum Teambuilding oder Rundumbetreuung für teure Stars - die Früchte blieben aus. In diesem Sommer gingen Fowler und Headcoach Harold Kreis andere Wege: Marcus Kink und Ronny Arendt wurden beauftragt, Neulingen bei Alltagsfragen - etwa wo das nächste Handygeschäft zu finden ist - unter die Arme zu greifen. Statt Survivalcamps im Wald wurden gemeinsames Kegeln und Sommerbob in Innsbruck geplant.
Der Lohn: Kaum ein Adler-Akteur fällt derzeit ab, keiner der neun Neuzugänge entpuppte sich als Fehlgriff. „Bei uns entscheidet jedes Mal eine andere Reihe die Spiele“, erklärte Kapitän Kink. Der beste Torjäger, Neuling Yanick Lehoux, wird in der vierten Reihe versteckt, die Angreifer Christoph Ullmann, Ken Magowan und Adam Mitchell sind sich für Defensiv-Jobs nicht zu schade.
„Alle arbeiten und kämpfen sehr hart, egal wer gerade auf dem Eis steht. Jeder will gewinnen und Punkte holen“, unterstrich Stürmer Mike Glumac auf der Club-Homepage. „Der Trainer kann sich auf jede Reihe hundertprozentig verlassen. Das macht sehr viel aus und ist eine unserer großen Stärken in diesem Jahr.“ Schlichen die Mannheimer in den vergangenen Jahren noch häufig mit hängenden Köpfen vom Eis, ist die Aufbruchstimmung in diesem Jahr deutlich sichtbar.
Allerdings gab es bislang auch wenig Anlass für Trübsal - nur zweimal blieb die Truppe ohne Punktgewinn. In der heimischen SAP Arena gewann Mannheim gar alle sieben Spiele. Großen Anteil daran hatte zu Saisonbeginn der erst 20 Jahre alte Felix Brückmann, der als Ersatz für Stammgoalie Fred Brathwaite glänzte und alle seine sieben ersten DEL-Partien gewann. Das gelang vor ihm noch keinem Torwart.
Nur die Zuschauerzahlen sind noch nicht zufriedenstellend. Zwar wurden bis Saisonbeginn mehr als 5000 Dauerkarten verkauft, doch die Tageskundschaft traut dem Höhenflug nicht. Vier enttäuschende Spielzeiten, drei Trainerwechsel und sieben Auflösungsverträge hoch bezahlter Cracks haben Spuren hinterlassen. Mit 9000 Zuschauern im Schnitt kalkulierten die Mannheimer im Sommer, bislang lockten die Adler rund 8300 zu den Heimspielen in die 13 600 Fans fassende Halle.
Bei den Fangesängen erinnern sich die Anhänger immerhin wieder an die Hochzeit der Kurpfälzer, und so hallt es derzeit häufiger durch das weite Rund: „Von Nauheim bis nach Rießersee, von Köln bis an die Spree, der deutsche Meister dieses Jahr heißt MERC.“