Braun unterbricht Karriere wegen Depression
Berlin (dpa) - Der deutsche Eishockey-Meister Eisbären Berlin muss kurz vor dem Start in die Saisonvorbereitung einen Schock verdauen. Nationalverteidiger Constantin Braun hat für unbestimmte Zeit seine Karriere unterbrochen, weil er an „einer akuten Depression“ leidet, wie der Club mitteilte.
Der 25-jährige Braun hat schon seit längerer Zeit mit depressiven Phasen zu kämpfen. Nun begibt er sich außerhalb von Berlin in ärztliche Behandlung. „Ich befinde mich aktuell in einer tiefen persönlichen Krise, aus der ich mich ohne professionelle Hilfe nicht herausarbeiten kann“, erklärte Braun über den Verein.
„Die Krankheit ist nicht von heute auf morgen gekommen. Er hat schon seit ein paar Jahren Depressionen“, sagte Eisbären-Manager Peter John Lee: „Zusammen mit Constantin haben wir entschieden, offensiv mit dem Thema umzugehen, bevor Fragen aufkommen, warum er fehlt.“ Constantin Braun spielt seit seinem 16. Lebensjahr für die Eisbären und gehört seit 2005 zum Profiteam des DEL-Rekordmeisters.
Wie lange der Leistungsträger fehlen wird, ist ungewiss. „Wir lassen ihm alle Zeit der Welt. Wir sind eine Familie und jeder im Verein unterstützt ihn“, erklärte Lee, der sich aktuell nicht nach einem Ersatz für Constantin Braun umsehen möchte. „Wir haben einen guten, tiefen Kader und viele junge Spieler, die nun mehr Eiszeit bekommen können“, befand der Ex-Profi.
Lee lobte den Spieler für seine Entscheidung: „Es ist ein wichtiger und mutiger Schritt, an die Öffentlichkeit zu gehen.“ Constantins Bruder und Eisbären-Mitspieler Laurin sprach von einer „schwierigen Situation auch für mich“. Er wolle sich jetzt voll auf die Eisbären konzentrieren und sei sicher, „dass wir das alles meistern werden“.
Depression ist eine psychische Erkrankung, die unter anderem durch Antriebslosigkeit, tiefe Trauer, Niedergeschlagenheit bis hin zum Gefühl der absoluten Sinn- und Hilflosigkeit gekennzeichnet ist. „Jeder fünfte Deutsche hat schon einmal in seinem Leben eine depressive Phase erlebt. Es ist ein gesellschaftliches Problem und kommt im Sport genauso häufig vor wie bei Künstlern oder anderen Berufen“, erklärte der frühere Eishockey-Torwart Markus Flemming, der für die Eisbären als Sport-Psychologe tätig ist: „Es kann jeden von uns treffen.“