ERC Ingolstadt will als Primus in DEL-Playoffs
Ingolstadt (dpa) - In seiner zehnten DEL-Saison steht der ERC Ingolstadt so gut da wie noch nie. Das älteste Team der Liga will vor Beginn der Playoffs dem Titelverteidiger Eisbären Berlin noch den ersten Tabellenplatz wegschnappen.
Eigentlich passt Petr Fical gar nicht zur ungewöhnlichen Erfolgsgeschichte des ERC Ingolstadt. Der 34 Jahre alte Stürmer hat 600 Liga-Spiele Erfahrung, aber in dieser Saison noch kein einziges Tor erzielt. Dabei sind es gerade die Routiniers, die für den überraschenden Aufschwung der Oberbayern in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gesorgt haben. So gut standen die „Panther“ noch nie da. Und sie waren noch nie so alt.
Das Heimrecht in den Playoffs ist den Ingolstädtern schon nicht mehr zu nehmen. In den beiden ausstehenden Saisonspielen am Freitag bei den Grizzly Adams Wolfsburg und am Sonntag gegen die Iserlohn Roosters wollen sie dem punktgleichen Titelverteidiger Eisbären Berlin noch den ersten Tabellenplatz abjagen.
Die Abkehr vom Jugendwahn kam mit Trainer Rich Chernomaz. Der Kanadier setzt auf ausländische Routiniers statt auf deutsche Perspektivspieler. „In der NHL spielen auch 40-jährige Profis noch eine gute Rolle“, referiert Chermonaz. Sportdirektor Jim Boni musste mitziehen. „Als wir Cherno geholt haben, wussten wir, dass er mehr mit Älteren zusammenarbeitet“, sagt Boni. Mittlerweile ist er ganz auf Linie: „Es gibt im Eishockey keine alten oder jungen Spieler, es gibt nur gute oder schlechte. Und wir haben eine gute Mischung.“
Der Erfolg gibt Chernomaz Recht. In der abgelaufenen Spielzeit, als er nach elf Spieltagen verpflichtet wurde, musste er mit den Spielern auskommen, die er vorfand. Nach dem Aus im Playoff-Viertelfinale gegen den späteren Meister Berlin stellte sich der Trainer seinen Wunschkader zusammen. Er bekam von Boni freie Hand. Nun wähnen sich die Panther auf Augenhöhe mit den Eisbären. Denn der älteste Kader der Liga soll auch der hungrigste sein. „Es stimmt in der Kabine“, sagt Boni. „Das ist das Geheimnis.“ In ihrer zehnten DEL-Saison könnten die Panther dem Titel so nahe kommen, wie noch nie. 2005 war der Verein scon mal Pokalsieger.
Ingolstadt und Chernomaz - das war keine Liebe auf den ersten Blick. Einem schwierigen Start folgten atmosphärische Störungen. Deutsche Nachwuchskräfte fühlten sich vernachlässigt und begehrten auf. Aber Chernomaz hielt an seinem Konzept fest. Wer nicht mitzog, musste gehen. So verpflichtete der Kanadier lieber seinen 34 Jahre alten Landsmann Dereck Hahn, dessen Zuverlässigkeit er aus gemeinsamen Frankfurter Tagen kannte - und vergraulte ein deutsches Talent. Den zehn Jahre jüngeren Felix Schütz ließ er zu den Kölner Haien ziehen.
Bei den Haien setzt Uwe Krupp wie schon als Bundestrainer ganz auf den deutschen Nachwuchs. Bislang mit mäßigem Erfolg. Auch wenn es die so schlecht gestarteten Haie wohl doch noch in die Pre-Playoffs schaffen. Die rüstigen Ingolstädter dagegen kämpfen um Platz eins. „Ganz oben zu sein, wäre eine Ehre“, sagt Boni. „Aber es ist nicht wichtig. Die Playoffs sind eine neue Saison, es geht wieder von null los. Die Mannschaft, die im richtigen Moment heiß ist, kommt weiter.“
Der glück- und torlose Fical wird bei den Panthern übrigens keinen Vertrag für die neue Spielzeit erhalten, Rick Girard, mit 37 Jahren der Oldie im Team, darf immerhin noch in den Playoffs vorspielen. Die Panther wollen sich doch nicht etwa verjüngen? „Die nächsten Wochen interessiert mich das Alter der Spieler nicht“, sagt Boni. „Erst nach den Playoffs wieder.“