ERC-Krise: Ingolstadt weit hinter DEL-Ansprüchen
Ingolstadt (dpa) - Vom Titelkandidaten zum Mitläufer, von der Torfabrik zum Abwehrriegel: Knapp vor Halbzeit der DEL-Saison läuft der ERC Ingolstadt den eigenen Ambitionen weit hinterher.
Noch im Sommer als Anwärter auf den Titel in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gehandelt, kämpft der Pokalsieger von 2005 derzeit nur um den Einzug in die Vor-Playoffs. Es läuft nicht rund in Ingolstadt, wo im Vorjahr noch der Einzug ins DEL-Halbfinale gefeiert wurde. Selbst Meister-Trainer Rich Chernomaz scheint sich die Zähne auszubeißen. „Die Situation ist für uns alle nicht befriedigend. Wir tun alles dafür, dies zu ändern“, sagte der Coach bei der Weihnachtsfeier des Clubs.
Chernomaz, der Köln und Frankfurt zum Titel führte, wurde Anfang Oktober als Nachfolger des glücklosen Greg Thomson verpflichtet. Aus dem im Vorjahr noch offensiv herausragenden ERC - nur Augsburg schoss in Vorrunde und Playoffs mehr Tore - machte der Kanadier innerhalb kürzester Zeit eine Defensiv-Truppe. Doch der erwünschte Erfolg blieb aus, so dass selbst der „Axt von Manitoba“ genannte Coach nach Pleiten zuweilen feststellt: „Wow, haben wir schlecht gespielt.“
Im Angriff sind die „Panther“ vom Pech verfolgt: Im September verletzte sich Thomas Greilinger schwer am Fuß und kann frühestens Ende Januar wieder eingreifen. Mit 39 Treffern war der 29-Jährige in der vergangen Spielzeit noch der überragendende Stürmer der DEL. Noch schlimmer erwischte es Kapitän Tyler Bouck, für den die Saison nach einem in der Vorwoche erlittenen Kreuzbandriss zu Ende sein dürfte.
Sportdirektor Jim Boni will so schnell wie möglich Ersatz finden für den kanadischen Nationalspieler und dabei ein besseres Händchen beweisen als mit den Neuzugängen vor der Saison, von denen einzig Torwart-Altmeister Ian Gordon die Erwartungen erfüllte. Routinier Colin Forbes lässt kaum erahnen, schon in mehr als 300 NHL-Spielen mitgewirkt zu haben, und auch die Rückkehr von Nationalspieler Felix Schütz - bei der WM im Mai noch gefeierter Siegtorschütze beim 2:1 im Auftaktmatch gegen die USA - hat sich noch nicht ausgezahlt.
Apropos Erwartungen: Nicht wenige hatten den Ingolstädtern vor der Saison den ganz großen Coup zugetraut. In einer dpa-Umfrage setzten beispielsweise Mannheims Coach Harold Kreis und Larry Mitchell aus Augsburg auf den ERC, der Hamburger Stéphane Richer zählte die Bayern immerhin zu den Mitfavoriten. Davon ist die Chernomaz-Truppe, deren Ziel derzeit ein Tabellenrang zwischen 7 und 10 und damit das Erreichen der ersten Playoff-Runde sein kann, meilenweit entfernt. „Wir werden diese Krise meistern und wieder in Fahrt kommen“, versprach ERC-Stürmer Christoph Gawlik im „Donaukurier“.