Mannheim dank Coach Ward wieder DEL-Spitze

Mannheim (dpa) - Fragt man die Eishockey-Profis der Adler Mannheim nach dem Grund ihrer derzeitigen Stärke, sollte Hans Zach besser weghören.

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Egal, wen man im Adler-Umfeld auf den Aufschwung des einstigen Serienmeisters nach Jahren der Enttäuschungen anspricht - man landet zwangsläufig in Bostons Eishockey-Szene, bei einem „Dr. Shot“ und beim neuen Chefcoach Geoff Ward. „Man merkt, dass diese Jungs einen ganz anderen Background haben als ihre Vorgänger“, sagt Mannheims Stürmer Ronny Arendt über das neue Adler-Trainerteam.

Das klingt wenig schmeichelhaft für Wards Vorgänger Zach und Mannheims Spielerlegende Harold Kreis, der in den vergangenen vier Spielzeiten mit seiner Defensivtaktik vergeblich versucht hatte, endlich die siebte Meisterschaft zu holen. Als sich im vergangenen Jahr wieder eine enttäuschende Saison abzeichnete, sollte Ex-Bundestrainer Zach als Retter fungieren, scheiterte aber wie Kreis auch bereits zweimal schon im Playoff-Viertelfinale.

Nun zeigen die Adler ihrem Ex-Coach Zach, traditionell ein Skeptiker, was Offensivtaktik und ein vermeintlich zu detailliertes System angeht, dass es damit eben doch funktionieren kann. Unter Ward stehen die Adler dort, wo sie ihrem Selbstverständnis nach hingehören: An der Tabellenspitze der Deutschen Eishockey Liga. Von 20 Spielen gewannen sie 16 und haben bei zwei Partien weniger vor dem Duell mit Wolfsburg am Freitag einen Punkt mehr als Etat-Krösus München.

„Es ist ein Saisonstart, wie man ihn sich gar nicht besser wünschen kann“, meint Geschäftsführer Daniel Hopp. Endlich spielen die Adler so, wie er und die Fans sich das wünschen: aggressiv und offensiv. Anders als unter Kreis und vor allem unter Zach liegt der Fokus nicht mehr auf der Defensive. Stattdessen begegnet Mannheim den Gegnern mit konsequentem Forechecking. „Wir warten nicht mehr ab, was der Gegner macht, sondern wollen ihn immer unter Druck setzen“, meint Arendt.

„Was die Trainer in der kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben, ist aller Ehren wert“, lobt Manager Teal Fowler und müsste damit auch einen Bereich meinen, den eigentlich er zu verantworten hat. In den vergangenen Jahren hatten die Adler und ihre Trainer etwas Pech mit Fowlers Kaderzusammenstellung - vorsichtig gesagt.

Nun gibt auch Hopp gerne zu: „Wir haben auf den Ausländerpositionen einen großen Schritt nach vorne gemacht“. Ward wollte vor der Saison unbedingt den bereits 40 Jahre alten NHL-Veteranen Glen Metropolit holen, den er aus einer gemeinsamen Saison bei den Boston Bruins kannte. Mit den Bruins um den früheren Adler-Verteidiger Dennis Seidenberg gewann Ward 2011 den Stanley Cup. Inzwischen wissen auch Hopp und Fowler, warum Metropolit unbedingt kommen sollte. Der 40-Jährige verzückt die DEL mit seiner Technik und ist bislang bester Adler-Scorer. Zusammen mit Jamie Tardif, der ebenfalls auf Wards Wunsch hin kam und aus der NHL-Organisation der Bruins stammt, harmoniert Metropolit bestens.

Auch das vergrößerte Trainerteam kommt weitgehend aus Bostons Eishockeyschule. Darunter befindet sich auch ein Schusstrainer namens Glen Tucker, genannt „Dr. Shot“. Ihn ließ Ward vor der Saison einfliegen, um die Schusstechnik der Adler-Spieler zu verbessern. „Glen hat mit vielen NHL-Spielern wie Rick Nash, Jarome Inginla, oder auch John Tavares zusammengearbeitet. Er ist ein absoluter Experte auf seinem Gebiet. Wir wollen unsere Torausbeute verbessern, und deshalb ist Glen hier“, berichtete Ward vor Saisonbeginn. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die einst eher defensiveren Mannheimer stellen mit 74 Treffern die zweitbeste Offensive der Liga.

Trotz des kurzfristigen Erfolgs sind sie in Mannheim nach den Erfahrungen der Vergangenheit aber noch vorsichtig. „Wichtig wird sein, wie wir die erste Krise meistern, die auf alle Mannschaften irgendwann zukommt“, meinte Routinier Arendt. Und das beim DEL-Serienmeister der 1990er Jahre eigentlich nur Titel zählen, hat Co-Trainer Craig Woodcroft ebenfalls schon verinnerlicht: „Wir haben noch nichts gewonnen.“