Fast-Coup gegen Finnen macht DEB-Team Mut

Helsinki (dpa) - Ein Punkt gegen die Finnen, Anerkennung und die Gewissheit, was noch besser werden muss: Nach dem Fast-Coup zum Auftakt ist den deutschen Profis vor den anstehenden Aufgaben bei der Eishockey-Weltmeisterschaft nicht bange.

„Wir können viel Selbstvertrauen mitnehmen“, betonte NHL-Star Christian Ehrhoff im Anschluss an das 3:4 nach Verlängerung im ersten Turnierspiel in Helsinki gegen die favorisierten Hausherren. 89 Sekunden lang hatte die Truppe des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) an die Überraschung geglaubt, dann aber doch das Comeback der Finnen zugelassen.

Nun wollen Ehrhoff und Co. auch am Sonntag (15.15 Uhr/Sport1) gegen Russland mit breiter Brust auflaufen. „Alles ist möglich“, meinte Torhüter Rob Zepp, der mit 34 zum Teil starken Paraden zum „wertvollsten Spieler“ in den Reihen der Deutschen gewählt wurde, gegen die Russen aber Dennis Endras weichen muss. Bundestrainer Pat Cortina entschied sich am Samstag für die Rotation, vor allem weil schon am Montag die nächste Partie gegen die Slowaken ansteht. Zepp „kann nicht alle drei Spiele nacheinander machen“, sagte der Coach.

Cortina war nach dem überraschenden Punktgewinn - der in der Endabrechnung viel wert sein kann - darauf bedacht, keinen Übermut aufkommen zu lassen. „Wir müssen bescheiden bleiben“, unterstrich er, „wenn wir denken, dass wir schon richtig gut sind, verlieren wir.“ John Tripp, der am Samstag 36 Jahre alt wurde, hat die Warnung offenbar nicht erreicht. „Hoffentlich können wir einen oder zwei Punkte klauen“, sagte der Stürmer vor seinem 103. Länderspiel forsch.

Die Russen schossen sich bereits für das Duell warm, selbst mit einer nicht herausragenden Leistung wurde Lettland 6:0 bezwungen. „Sbornaja“-Coach Sinetula Biljaletdinow erwartet am Sonntag mehr Gegenwehr - er hat das Match gegen die Finnen gesehen: „Die Deutschen spielten sehr aggressiv und hart. Welche Taktik sie gegen uns wählen, wird man sehen. Wir werden uns jedenfalls gut vorbereiten.“

Dass im Match gegen den Titelverteidiger „wieder ein harter Gegner“ (Ehrhoff) wartet, ist allen im deutschen Team bewusst. Und auch, was abgestellt werden muss: Die Strafzeiten! Eine Erklärung für die vielen Fouls hatte Cortina allerdings schnell gefunden. „Meine Spieler haben schlechte Angewohnheiten aus der DEL mitgenommen“, sagte er und meinte damit vor allem die Fouls mit dem Stock, die in der Deutschen Eishockey-Liga meist nicht so geahndet werden.

Der Frust war bei den deutschen Cracks, die durch das erste Länderspieltor von WM-Neuling Torsten Ankert kurz vor Schluss der regulären Spielzeit 3:2 geführte hatten, dann auch schnell gewichen. „Wenn mir vor der Partie jemand gesagt hätte, dass wir einen Punkt mitnehmen, hätte ich das supertoll gefunden“, meine Felix Schütz. Ihm war im zweiten Drittel der sehenswerte 1:1-Ausgleich gelungen.

Mit dem Treffer zum zwischenzeitlichen 2:2 hatte sich Verteidiger Ehrhoff für eine engagierte Partie belohnt, sein strammer Schuss nach einem Bullygewinn durch den dreifachen Torvorbereiter Marcel Goc ließ dem finnischen Schlussmann Joni Ortio keine Chance. „Den hat er gar nicht gesehen“, meinte der Profi der Buffalo Sabres schmunzelnd.

Auf den Moerser setzt Coach Cortina bei diesem Turnier. „Er wird noch besser werden“, hofft der Italo-Kanadier. Nach dem Kapitänsamt erhielt der Nordamerika-Profi gegen die Finnen auch die mit Abstand meiste Eiszeit. Gefühlt jeden zweiten Wechsel, gestoppt 29:30 Minuten war Ehrhoff auf dem Eis. Nicht schlecht für jemanden, der erst am Donnerstag in Helsinki gelandet war und am Spieltag nach dem Mittagschlaf „total fertig“ war. „Das war irgendwie komisch.“

Für seine erste Zwei-Minuten-Strafe, die Ehrhoff nach einer unübersichtlichen Situation hinter dem Tor erhalten hatten („Das war kein Foul!“) und die zum 0:1 führte, bekam er schnell die Absolution durch den Trainer. „Vielleicht gucken die Schiedsrichter bei den finnischen Spielen ein bisschen unterschiedlich hin“, meinte Cortina, der sich dann aber doch lieber mit den eigenen Stärken befasste. „Wir wollen beweisen, dass das deutsche Eishockey besser ist als zuletzt gezeigt. Und das war ein Schritt in die richtige Richtung.“