Nach Patzern und Affäre Goalie Grubauer als entscheidender Rückhalt?
Köln (dpa) - Seinen Humor hat Eishockey-Nationaltorhüter Danny aus den Birken dann doch noch nicht verloren. Nach seinem wahrscheinlich letzten WM-Spiel scherzte Münchens Meister-Goalie gar auf eigene Kosten.
„Das war eine Super-Mannschaftsleistung. Nur zwei Schüsse im ersten Drittel aufs Tor, einen davon habe ich sogar gehalten“, witzelte der 32-Jährige nach dem 4:1 am Samstagabend gegen Italien. Seine Teamkollegen waren bestens amüsiert. „Es war in dem Moment der Brüller und die ganze Kabine hat geschrien vor Lachen“, verriet NHL-Torhüter Philipp Grubauer.
Gegen schwache Italiener konnte das Team den erneuten Patzer ihres Goalies vor dem 1:1 diesmal verkraften. Im entscheidenden Duell um den Einzug ins Viertelfinale am Dienstag gegen Lettland soll Grubauer dann der dringend benötigte sichere Rückhalt im Tor werden. Am Samstag hatte aber noch einmal aus den Birken den Vorzug vor dem aus Washington eingeflogenen NHL-Keeper erhalten.
Bundestrainer Marco Sturm nahm Deutschlands Ersatzkeeper anschließend in Schutz und sprach von einer „guten“ und „soliden“ Leistung. Diplomatisch. Dabei hat die Torhüter-Problematik die deutsche Auswahl bei der Heim-WM in eine durchaus komplizierte Lage manövriert.
Ohne die bisherigen Fehler von aus den Birken als Ersatz des verletzten und in die Kritik geratenen NHL-Goalie Thomas Greiss hätte bereits ein Punkt gegen Lettland für das Viertelfinale gereicht. Auch der Wirbel um Greiss wegen dessen im Internet geäußerter Zustimmung zu rechtsgerichteten Inhalten war nicht gerade hilfreich.
Das Spiel am Tag der Affäre um Greiss verlor Deutschland mit 2:3 nach Verlängerung gegen Dänemark - unter anderem auch wegen erneuter Unsicherheiten von Torhüter aus den Birken. „Es war sicherlich nicht das Tollste, am Spieltag damit konfrontiert zu werden“, sagte Kapitän Christian Ehrhoff zur Greiss-Affäre.
Auch aus den Birken verhielt sich neben dem Eis nicht immer so souverän wie im Kreis der Mannschaft. Auf seinen schwersten Patzer, das Eigentor zum 0:2 beim 3:2 nach Penaltyschießen gegen die Slowakei angesprochen, keifte er: „Ich weiß, Sie verstehen nicht viel vom internationalem Eishockey. Da ist immer viel Verkehr vor dem Tor.“ Verkehr vor dem Tor hatte er bei diesem Gegentor allerdings nicht.
Unter anderem wegen der bisherigen Torhüter-Patzer - auch Greiss spielte nur beim 2:1-Auftaktsieg gegen die USA stark - dürfte Deutschland die Vorrundengruppe bestenfalls als Vierter abschließen und würde dann in der K.o.-Runde auf den Sieger der Gruppe B treffen: voraussichtlich Titelverteidiger Kanada.
Washingtons Ersatztorhüter Grubauer kommt gerade noch rechtzeitig als möglicherweise entscheidende Lösung für die immens wichtige Position. Der Rosenheimer war wie Leon Draisaitl nach dem Aus in den NHL-Playoffs am Samstag aus Nordamerika eingeflogen worden. Am Dienstag soll Grubauer spielen. „Davon gehe ich aus“, sagte Sturm.
Am Tag nach seiner Ankunft in Deutschland versuchte Grubauer die Müdigkeit bei einer Einzelschicht zu vertreiben. „Es war gut, dass ich auf dem Eis war. Ich habe alles ausgeschwitzt“, sagte er, berichtete aber auch davon, sich nach der Weltmeisterschaft wegen einer Oberkörperverletzung operieren lassen zu wollen. Der Eingriff lasse sich aufschieben, beruhigte er. „Es ist nichts Dramatisches.“
Schon einmal - bei der erfolgreichen Olympia-Qualifikation in Riga im vergangenen September - war Grubauer gegen Lettland der entscheidende Rückhalt. „Er ist es gewohnt, dass er ins kalte Wasser geschmissen wird“, sagte Sturm über den Backup von Washington, den viele stärker einschätzen als NHL-Stammkeeper Greiss von den New York Islanders.
Der Füssener dürfte bei der WM nicht mehr auflaufen. „Seine Verletzung hat sich leider etwas verschlimmert“, sagte Sturm. Mit der Affäre um den Goalie habe dies aber nichts zu tun.