Streit verschärft: DEL für Umstrukturierung im DEB
Bratislava (dpa) - Während die Nationalmannschaft bei der WM in der Slowakei für Furore sorgt, steht das deutsche Eishockey in der Heimat vor der Zerreißprobe. Die Verhandlungen zwischen Liga und Verband um die weitere Zusammenarbeit sind festgefahren.
Jürgen Arnold, Aufsichtsratschef der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), regte nun eine Umstrukturierung im Deutschen Eishockey-Bund (DEB) an. „In der Schweiz war die Situation zwischen Liga und Verband lange ähnlich wie zwischen DEL und DEB jetzt“, sagte Arnold der „Sport Bild“. „Dort wird nun ein neuer, liga-gesteuerter Verband gegründet. Das Schweizer Modell wäre auch bei uns vorstellbar.“
DEB-Präsident Uwe Harnos reagierte empört. „Da fällt es schwer, die Contenance zu bewahren. Damit können wir uns nicht anfreunden“, sagte Harnos bei Sport1. Gleichzeitig warf er Arnold vor, nicht die gesamte DEL zu vertreten. „Wir haben den Eindruck, dass der ein oder andere Club gar nicht hinter diesen Aussagen steht.“
Am 30. April lief der Kooperationsvertrag zwischen DEL und DEB aus, ein neuer ist nicht in Sicht. Beide Seiten haben ihr Angebot unterbreitet, aber vor allem das Beharren des Verbands auf einen Auf- und Abstieg blockiert die Beratungen. Harnos, der der DEL die Schuld am Scheitern der Verhandlungen gibt, fordert ein durchgängiges Ligensystem. Eine „geschlossene Gesellschaft, wie sie die DEL darstellt“, sei sportlich nicht reizvoll, meint Harnos.
Die DEL will dagegen nicht mehr als 14 Clubs. Sie verweist auf den internationalen Sportgerichtshofs CAS und ein Urteil im April. Dieses besagt, dass sich der Zweitligameister zwar für das Oberhaus bewerben darf, die Liga dieses Team aber nicht zwingend aufnehmen muss.
Der Spielbetrieb in der DEL, die 1994 gegründet worden war, sei durch die Beratungen nicht gefährdet, betonte Geschäftsführer Gernot Tripcke: „Wir starten im Herbst in die Saison, egal was kommt.“
Bei dem Zwist geht es auch um den Einfluss innerhalb des DEB. Die Liga fühlt sich benachteiligt. „Es kann doch nicht sein, dass die Landesverbände innerhalb des DEB weiterhin das Sagen haben und dann auch noch über die Profiliga bestimmen wollen“, klagte Arnold. Auch in der Bundestrainerfrage sei der DEL ein Mitspracherecht eingeräumt worden. Seit DEB-Boss Harnos das Thema aber auch innerhalb des Verbands zur Chefsache erklärt hatte, herrscht Funkstille.
Harnos goss kürzlich zusätzlich Öl ins Feuer, als er in einem Zeitungsinterview bemerkte, ohne den Vertrag mit dem DEB sei die DEL eine „wilde Liga“ und international nicht anerkannt. „Das Interview von Herrn Harnos war nicht gerade hilfreich und zeigt, wie wenig kompromissfähig der DEB ist“, meinte DEL-Aufsichtsratschef Arnold. „Wenn Herr Harnos sich nicht bewegt, sehe ich nicht, wo sich die Clubs bewegen könnten.“
Die Konsequenz aus dem Clinch könnte verheerend für das deutsche Eishockey sein. Ohne Vertrag müssen die Vereine ihre Spieler nicht mehr für Turniere wie die WM abstellen. Der Nationalmannschaft stünden dann nur noch Akteure von Zweitligisten zur Verfügung. Ein sportlicher Absturz wäre die logische Folge. Allen Streitigkeiten zum Trotz kündigte Harnos weitere Gesprächsbereitschaft an: „Wir müssen Lösungen finden und sind weiter gesprächsbereit.“