Favre zurück nach Berlin - Kiel feiert Traumlos
Düsseldorf (dpa) - Lucien Favre wollte es nicht wahr haben. Als Nationalspielerin Melanie Behringer seinen ehemaligen Club Hertha BSC als Gegner für das Viertelfinale im DFB-Pokal zuloste, wirkte der Trainer von Borussia Mönchengladbach kurzzeitig verwirrt.
„Ich habe gesehen, es ist Greuther Fürth gegen Hertha“, kommentierte der Fußball-Lehrer - ganz so, als wünsche er sich einen anderen Kontrahenten. Die Aussicht auf eine Rückkehr nach Berlin sorgte beim Schweizer für wenig Begeisterung: „Das ist ein wenig speziell, ich freue mich nur auf die Pause. Wir haben viele Tage Zeit, daran zu denken.“
Ungleich lebhafter ging es dagegen im 500 Kilometer entfernten Kiel bei der Auslosung der kommenden Pokalrunde am 7./8. Februar 2012 zu. Nur wenige Stunden nach dem umjubelten 2:0-Coup über den FSV Mainz gab es erneut Grund zur Freude. Schließlich darf sich der Viertligist auf ein Spiel gegen Borussia Dortmund freuen. Der Kommentar von Trainer Thorsten Gutzeit ging im lauten Jubel seines Teams fast unter: „Wenn man gegen den deutschen Meister spielen kann, ist das ein Traum für jeden Spieler.“
Sechs Bundesligisten, ein Zweitligist und ein Viertligist streiten um den Einzug in das Halbfinale. Der Pokalhit steigt in Stuttgart beim Spiel des VfB gegen den FC Bayern. Mit diesem Los kann der Rekord-Pokalsieger aus München gut leben. Schließlich gab es in den bisherigen acht Pokalduellen mit den Schwaben sieben Siege, zuletzt im Achtelfinale der vorigen Saison (6:3) an gleicher Stätte. Komplettiert wird die Runde der letzten acht Teams durch die Partie 1899 Hoffenheim gegen die SpVgg Greuther Fürth. „Das ist eine sehr hohe Hürde“, sagte Fürths Coach Mike Büskens.
Anders als vor zehn Jahren kann der FC Schalke seinen Pokaltitel nicht erfolgreich verteidigen. Beim 1:3 in Mönchengladbach verabschiedete sich der Revierclub auf unrühmliche Weise aus dem Wettbewerb. Angreifer Klaas-Jan Huntelaar sah nach Unmutsbekundungen gegen das Schiedsrichterteam Gelb-Rot. Zudem machte Mittelfeldspieler Jermaine Jones von sich reden: Nach zunächst ungeahndeter Tätlichkeit gegen den zweifachen Gladbacher Torschützen Marco Reus wurde auch er kurz vor Schlusspfiff des Feldes verwiesen.
Nach dem durch TV-Bilder dokumentierten Fehlverhalten drohen dem US-Nationalspieler Konsequenzen. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) leitete am Donnerstag ein Ermittlungsverfahren wegen „krass sportwidrigen Verhaltens“ gegen Jones ein, der dem Matchwinner Reus auf den lädierten linken Fuß getreten hatte.
Für positivere Schlagzeilen sorgten die Kieler. Nach Erfolgen gegen den Vorjahres-Halbfinalisten Cottbus (3:0) und den diesjährigen Endspiel-Teilnehmer Duisburg (2:0) schalteten die „Störche“ auch den Bundesliga-14. aus Mainz aus. „Wir haben eine Sensation für den ganzen Norden geschafft“, sagte Kiels Tim Siedschlag. Trotz lockender Mehreinnahmen will Trainer Gutzeit auf einen Umzug verzichten und die Partie gegen den BVB im nur rund 10 650 Zuschauer fassenden Holstein-Stadion austragen: „Wir werden alles daran setzen, unser Heimrecht ausnutzen zu können - ansonsten würde etwas fehlen.“
Erstmals seit fünf Jahren schaffte Hertha BSC wieder den Sprung unter die besten Acht. Mehr als über das 3:1 gegen Kaiserslautern wurde jedoch über Michael Skibbe diskutiert. Nur wenige Stunden nach dem Pokalspiel saß der zuletzt beim türkischen Erstligisten Eskisehirspor tätige Coach schon im Flieger nach Berlin. „Verein und die Stadt haben ein enormes Potenzial“, sagte der Babbel-Nachfolger schon vor seiner Vertragsunterschrift am Donnerstag.
Der Stuttgarter Doppeltorschütze Cacau besiegelte beim 2:1 über den Hamburger SV die erste Niederlage der Gäste seit dem Amtsantritt von Trainer Thorsten Fink. Als „Pokalheld“ wurde jedoch Sven Ulreich gefeiert. „Mein Traum ist es, für die Nationalmannschaft zu spielen“, sagte der Torhüter, der beim glücklichen Sieg des VfB den größten Anteil am Viertelfinal-Einzug hatte.