Rekord in Sicht Fortuna Düsseldorfs unheimliche Serie
Fußball-Erstligist Fortuna hat viermal in Folge gewonnen. Mit einem weiteren Sieg am Sonntag gegen Leipzig würde der Vereinsrekord eingestellt. Ein Blick in die Club-Geschichte – und die des Trainers Friedhelm Funkel.
Die Fortuna-Fans kommen aus dem Jubeln kaum heraus: vier Siege in Folge lassen die Hoffnung auf den Klassenerhalt rasant steigen. Die meisten von ihnen haben das noch nie erlebt, in der Bundesliga gab es das schließlich zuletzt im April 1991. Doch die Serie kann weiter wachsen: Schon Sonntag im Heimspiel gegen RB Leipzig, in dem sie der Klublegende Toni Turek (wäre vergangene Woche 100 geworden) zu Ehren in einem Nostalgietrikot auslaufen wird. Dabei kann zur Feier des Tages auch der Vereinsrekord in der Bundesliga eingestellt werden. Der steht bei fünf Siegen. Wann das war, ist fast schon eine Frage für den Opa.
Der erste Fünferstreich
gelang in den 1970er Jahren
Zweimal kam es vor und Deutschland war in beiden Fällen noch ein geteiltes Land und die SPD stärkste Partei und die des Bundeskanzlers. Geschichten aus einer anderen Epoche, in der auch die Fortuna eine andere Bedeutung hatte.
Der erste Fünferstreich fiel in die Saison 1973/74, als sich Deutschland auf die WM im eigenen Land vorbereitete. Es war die Zeit, als der Meister nur aus München oder Mönchengladbach kam. Aber die dritte Kraft, jedenfalls laut Abschlusstabelle 1972/73, war die erst 1971 aufgestiegene Fortuna, die 1973/74 erstmals im Europapokal (Uefa-Cup) spielte. Dort schied sie im Dezember 1973 in der dritten Runde gegen Lok Leipzig aus, tröstete aber sich und ihre Fans mit dem in diesen Tagen aufgestellten Vereinsrekord. In der Zeit vom 10. November bis 5. Januar, als die Rückrunde bereits startete, schaffte sie fünf Siege in Folge und kletterte vom achten auf den vierten Platz.
Die Serie der Elf von Trainer Heinz Lucas begann mit einem unspektakulären 2:0-Heimsieg gegen den Vorletzten Hannover 96, den nur 8000 Zuschauer sehen wollten. Joker Egon Köhnen traf, Rainer Geye machte den Sack zu. Wenig sprach dafür, dass daraus eine Siegserie erwachsen sollte, schließlich ging es nun zur Gladbacher Borussia. Aber: Fortuna stürmte den Bökelberg, die Tore zum 2:1 schossen der kommende Weltmeister Dieter Herzog und erneut Geye.
Und den Lauf bremste bis Jahresende keiner mehr. Im Nachholspiel gegen den HSV schoss Herzog beide Tore zum 2:0-Heimsieg, den schon 14 000 Fans sehen wollten. Die Abwehr um Libero Gerd Zewe ließ nur eine Torchance zu und „Herzog war der King“, titelte der „Kicker“. In einem weiteren Heimspiel schlug sie zum Ende der Hinrunde den Tabellenführer Eintracht Frankfurt 1:0 und machte die Bayern zum Herbstmeister. Das Tor des Tages vor 22 500 Zuschauern schoss Verteidiger Dieter Brei – im Schneegestöber. „Ich habe echte Männer auf dem Platz“, sagte Lucas stolz. Der Frust über das folgende Aus im Uefa-Cup in Leipzig (0:3) hielt nicht lange an. Im ersten Rückrundenspiel bekamen das auch die Bayern zu spüren. Die Stars der Beckenbauer-Ära wurden vor ausverkauftem Haus (62 000) trotz Führung noch mit 4:2 überrannt. Vier der fünf Siege gab es somit im eigenen Stadion. Zweimal traf Köhnen, auch Geye und Herzog schlugen wieder zu. Bayern-Trainer Udo Lattek fand Trost darin, dass auch Gladbach und Frankfurt bei der Fortuna verloren hatten: „Da finden wir uns in bester Gesellschaft.“ Die Rekordserie riss im folgenden Derby beim 1. FC Köln (2:4) – und wurde innerhalb einer Saison nie wieder erreicht.
Rehhagel schwärmte:
Das neue Gefühl ist einmalig
1980 nämlich verteilten sich die fünf Siege auf zwei Spielzeiten. Die Mannschaft von Otto Rehhagel, die im Mai den DFB-Pokal verteidigte, beendete die Saison 1979/80 mit einem 4:0-Heimsieg gegen Absteiger Hertha BSC und einem 2:0 im Derby beim MSV Duisburg und rettete sich so vor dem Abstieg. In die Saison 1980/81 startete sie äußerst furios. Ihr erstes Opfer war wieder Mönchengladbach: 40 000 sahen Tore von Rüdiger Wenzel und Klaus Allofs, ehe Ex-Fortuna Hans-Günter Bruns noch verkürzte: 2:1. Allofs war gerade als Europameister und EM-Torschützenkönig aus Italien zurückgekommen und sprühte vor Tatendurst. An seiner Seite spielte sein kleiner Bruder Thomas, der das Auswärtsspiel bei Bayer Uerdingen (1:0) entschied. „So spielt Düsseldorf länger an der Spitze“, verhieß der „Kicker“. Die eroberten sie schon im nächsten Spiel, als sie Meister Bayern 3:0 mit Toren der Allofs-Brüder und von Rudi Bommer düpierten. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus!“, schallte es von den vollbesetzten Rängen. Auch der Kassierer freute sich – über die Rekordeinnahme von 740 000 DM. „Das neue Gefühl ist schon einmalig“, fand ein strahlender Rehhagel.
Nun kann es auch Friedhelm Funkel mit der Fortuna kennenlernen. Der kann übrigens ebenfalls seinen Rekord einstellen: nur mit dem MSV Duisburg gewann der heute 65-Jährige im April und Mai 1999 fünf Spiele in Folge.