Ruhig, gelassen, Friedhelm Funkel
Die Niederlage in Darmstadt bereitet Fortunas Cheftrainer keine Sorgen. Vor dem Bochum-Spiel bleibt er gewohnt entspannt.
Es gibt kaum etwas, das Friedhelm Funkel in Interviews oder Pressekonferenzen noch nicht gesagt hat. Angesichts von 27 Jahren Erfahrungen als Trainer im deutschen Profi-Fußball überrascht das nicht. Wer den 64-Jährigen im Laufe dieser für Fortuna Düsseldorf so erfolgreichen Zweitliga-Saison häufiger erlebt und beobachtet hat, der ist vor allem von der Gelassenheit des Fußballlehrers beeindruckt. Nichts scheint diesen Mann aus der Ruhe zu bringen. Keine Siegesserie, keine Fragen nach dem Aufstieg oder etwa Niederlagen. Auch das 0:1 beim SV Darmstadt 98 am Abend des Ostermontags nicht. „Es ist normal, dass man mal verliert. Wir sind keine Übermannschaft. Unsere meisten Siege haben wir mit einem Tor Unterschied eingefahren“, sagt Funkel. Zehn von 16 — die Statistik belegt das. Nicht überraschend.
Funkel dämpft Erwartungen, kritisiert hin und wieder die lokalen oder überregionalen Medien für Überschriften oder einzelne Textpassagen und blockt Kritik von außen mit all seiner Erfahrung und auf eloquente Weise ab. Mit großem Respekt begegnet er jedem Gegner sowie Trainerkollegen und verweist mit stoisch anmutender Beharrlichkeit auf die Schwere der kommenden Aufgabe. Die heißt aktuell VfL Bochum. Weiter schaut Funkel nicht. Zumindest nicht, wenn Notizblöcke und Aufnahmegeräte in Sicht- und Hörweite sind.
Seine Spieler haben all das längst verinnerlicht. Nach Siegen bleiben sie bescheiden, nach Niederlagen oder aufgrund des Spielverlaufs ärgerlichen Unentschieden üben sie Selbstkritik. Ohne dabei aus dieser Funkelschen Zone der Gelassenheit und mentalen Ausgeglichenheit auszubrechen. Auf die Frage, warum genau das in dieser Saison so gut gelinge, reagiert der Cheftrainer des Tabellenführers zunächst mit einem Lächeln. Dann sagt er: „Die Jungs machen das einfach gut. Weil es ihnen vorgelebt wird. Auch der gesamte Trainerstab ist bodenständig und realistisch in den Einschätzungen. Im Gegensatz zu vielen anderen wissen wir alle, wie schwer es wird, da oben zu bleiben in den noch kommenden sechs Spielen. Und das wird mega-schwer.“ Dann spricht Funkel wieder über die mannschaftliche Geschlossenheit und darüber, dass sich die Fortuna von niemandem von ihrem Weg abbringen lassen wird.
Funkel und die Fortuna gehen diesen Weg nun schon seit mehr als zwei Jahren. Der Aufstiegs-Fachmann aus Neuss erinnert bei Gelegenheit gerne an seinen Start in Düsseldorf, als das oftmals hysterische Umfeld im Frühjahr 2016 von Abstiegsangst geplagt war und die rot-weiße Mannschaft so verunsichert daher kam, wie schüchterne Kinder in ihrer neuen Schulklasse.
Sechs Spiele stehen noch an, ehe der Weg von Funkel und Fortuna an eine Gabelung führt. Auf einem der beiden dort zu lesenden Schilder steht „Bundesliga“. Der 64-Jährige sieht dem gelassen entgegen. So sehr, dass es einfach beeindruckt.