Im Fußball gibt es ja den Begriff Bayern-Dusel. Der wird immer dann gebraucht, wenn der deutsche Fußball-Rekordmeister in der letzten Sekunde ein glückliches Tor schießt oder wenn andere Klubs den Bajuwaren-Kicker zu Erfolgen verhelfen. Folglich muss es jetzt auch den Begriff Borussia-Dusel geben, denn am letzten Hauptrunden-Spieltag der Tischtennis-Bundesliga fügte sich für den deutschen Tischtennis-Rekordmeister alles so, dass er als Tabellenführer in die Play-off-Phase startet und mit dem TSV Bad Königshofen das vermeintlich schwächste Play-off-Team im Halbfinale als Konkurrent begrüßen darf.
Die Borussen waren in den letzten Hauptrundenspieltag als Zweite gegangen, punktgleich und mit derselben Matchdifferenz wie Spitzenreiter Ochsenhausen. Da passte die 1:3-Niederlage des amtierenden Meisters bei Borussia Dortmund nicht so recht ins Bild. Weil aber zeitgleich Ochsenhausen 0:3 bei Werder Bremen unterging, sicherten sich die Düsseldorfer mit 32:12 Punkten und der besseren Matchdifferenz Platz eins. „Am Ende bin ich froh, dass wir in Dortmund dieses eine Match geholt haben und als Nummer eins die Hauptrunde beenden und darauf sind wir stolz”, erklärte Düsseldorfs Coach Danny Heister.
In Dortmund spielte Boll mal wieder die Rolle, die er in den vergangenen 18 Jahren beim Rekordmeister so häufig eingenommen hatte – als Heilsbringer. Der 3:1 (5:11, 6:11, 11:9, 9:11)-Sieg des 44-Jährigen über Cedrick Nuytinck war genau das, was es benötigte, um die Schicksalswaage auf Düsseldorfer Seite zu ziehen. „Ich weiß, dass ich nicht mehr jedes Spiel gewinnen kann. Daher bin ich froh über jeden Sieg. Gegen Cedrick habe ich hart gearbeitet und bin happy, dass ich es gepackt habe“, erläutert Boll. „Aber am Ende zählt die Mannschaftsleistung, leider haben wir verloren.“
Dafür zeichneten Kay Stumper und Borgar Haug verantwortlich. Die beiden 22-Jährigen verloren ihre Matches. Stumper gegen Anders Lind (1:3/13:15, 11:1, 8:11, 7:11), Haug gegen seinen künftigen Mannschaftskameraden Yongyin Li 2:3 (11:7, 11:9, 8:11, 2:11, 6:11) und Lind (0:3/5:11, 4:11, 8:11). Dabei gönnte sich der 22-Jährige Haug den Luxus einen 2:0-Vorsprung gegen Li noch abzugeben. Ein paar unnötige Fehler kosteten dem Düsseldorfer Linkshänder den dritten Satz. Das brachte ihn komplett aus dem Rhythmus, Haug haderte mit seinen Fehlern, verlor den Fokus und das Match.
Wahrscheinlich hätte es in Bestbesetzung für die Düsseldorfer Borussia beim BVB anders ausgesehen, aber Anton Källberg und Ex-Europameister Dang Qiu standen nicht zur Verfügung. „Anton ist leicht verletzt, Dang auf dem Weg nach Korea“, sagte Heister. In Incheon spielt Qiu ab 1. April ein hochkarätig besetztes Weltranglistenturnier. In der Liga geht es Ende April mit den Vorschlussrundenbegegnungen Borussia – Bad Königshofen und Saarbrücken – Ochsenhausen weiter.
Borussia Dortmund – Borussia Düsseldorf 3:1. Anders Lind – Kay Stumper 3:1 (15:13, 1:11, 11:8, 11:7). Li Yongyin – Borgar Haug 3:2 (7:11, 9:11, 11:8, 11:2, 11:6). Cedric Nuytinck – Timo Boll 1:3 (5:11, 6:11, 11:9, 9:11). Anders Lind – Borgar Haug 3:0 (11:5, 11:4, 11:8).