Eishockey Die DEG taumelt dem Abstieg entgegen
DÜSSELDORF · Nach dem 2:3 gegen Ingolstadt nimmt die Angst vor dem Abstieg zu. Die Konkurrenz punktet, es bleiben nur noch sieben Spiele
Die Fans hatten sich Mühe gegeben, die Spieler ein Zeichen des Zusammenhalts gezeigt. Vor der Begegnung am Mittwoch stellte sich das Team der Düsseldorfer EG rund um den Mittelkreis der Eisfläche im Rather Dome auf, mit den Gesichtern Richtung Zuschauern. Es sollte Geschlossenheit symbolisieren. Beim Betreten des Eises konnte die Mannschaft etliche aufmunternde Worte lesen. „Nicht aufgeben“, „Wir schaffen das gemeinsam“ oder „Ihr seid zu gut“, stand unter anderem auf den Zetteln, welche die Anhänger vor der Kabine an eine große Stahltür geklebt hatten.
Nun – mit dem „Wir schaffen das“ ist das bekanntlich so eine Sache und zu gut waren die Spieler auch an diesem Abend einmal mehr nicht. Natürlich hieß der Gegner Tabellenführer ERC Ingolstadt, doch im Kampf gegen den Abstieg müssen sieben Begegnungen vor dem Ende der Saison nun halt auch gegen Spitzenteams Punkte her. Beim 2:3 (0:3/1:0/1:0) aber packte sie alle drei der Gast von der Donau in seinen Bus zurück nach Oberbayern.
„Alles, was nicht zählbar ist, bringt nichts. Wir müssen nicht schön spielen, sondern erfolgreich“, sagte Angreifer Laurin Braun nach der 32. Niederlage im 45. Spiel. Bleiben noch sieben Spiele zur Abwendung des Unvorstellbaren, die Konkurrenten Iserlohn Roosters und Augsburger Panther haben dafür nur deren sechs. Doch steht Augsburg nach seinem überraschenden 2:1 bei den Fischtown Pinguins Bremerhaven drei Zähler besser da, der Westkonkurrent aus dem Sauerland hat trotz seines 1:4 gegen die Straubing Tigers zwei Punkte mehr. Hinzu kommt ein weiteres Manko. Die DEG besitzt das mit Abstand schlechteste Torverhältnis dieses Trios.
Frühe Gegentreffer, jetzt versagt auch noch die Paradereihe
Ein wenig Hoffnung macht das Restprogramm (siehe Kasten) mit nur noch einem wirklich dicken Brocken, allerdings sind vier der sieben Begegnungen auswärts. Doch egal, ob in eigener Halle oder fremden Arenen, das Team von Trainer Steven Reinprecht muss jetzt wie auch immer zwei große Defizite ganz schnell beheben. Das eine begleitet die Rot-Gelben bereits die ganze Saison, ist in der Häufigkeit völlig unerklärlich und dennoch eventuell eher in den Griff zu bekommen als das andere: frühe sowie schnelle Gegentreffer. Seit Saison-Beginn hat die DEG in den ersten fünf Minuten ihrer Spiele bereits zwölf Tore kassiert, in den ersten fünf Minuten der jeweiligen Drittel gar 43. In Relation zu den insgesamt 171 Gegentreffern sind das satte 25 Prozent.
Gegen Ingolstadt schlug es nach 70 Sekunden ein, nach gut acht Minuten stand es binnen 19 Sekunden 0:3. „Wir haben den Start wieder mal verschlafen. Nein – nicht verschlafen, er war eine Frechheit“, erklärte Braun. Dass die Leistung in den beiden anderen Dritteln ordentlich war und am Ende tatsächlich die Chance zum 3:3 bestand, fällt unter die Kategorie „Bringt nichts“.
Noch weniger bringt im Moment die erste Angriffsreihe. Hatten Alexander Ehl, Tyler Gaudet und Brendan O‘Donnell im Januar noch prächtig harmoniert und waren die Gesichter eines zarten Aufschwungs, so müssen sie sich aktuell für die jüngsten vier Niederlagen in Folge verantworten. Nicht nur, dass dieses Trio nicht mehr trifft – es arbeitet auch defensiv schlecht. Bei elf der in besagten vier Spielen kassierten 24 Treffer standen sie auf dem Eis, gegen die Ingolstädter bei allen Gegentoren.
Es wird ein schwieriges Unterfangen, diese persönlichen Formkrisen binnen der nächsten zwei Wochen so zu überwinden, dass die DEG den Abstieg in die 2. Liga verhindern kann. Zumal die Abhängigkeit von der ersten Reihe im qualitativ wenig gut besetzten Kader enorm ist. Bei Laurin Braun klang es am Mittwoch deshalb fast schon ein wenig nach Durchhalteparolen. „Jeder muss für den anderen kämpfen, harte Arbeit schlägt Talent. Das müssen wir hinkriegen“, sagte der 34-Jährige. Sonst war die Mühe der Fans mit ihren Zetteln vergeblich.