Düsseldorfer EG im Keller „Es muss einfach alles besser werden"

DÜSSELDORF · Der Trainer der Düsseldorfer EG ist frustriert, der Kapitän bemüht Durchhalteparolen. Doch nach der neunten Niederlage im elften Spiel zählen von jetzt an nur noch Siege.

 Trainer Thomas Dolak von Düsseldorf hat noch die Rückendeckung des Vereins. Doch die Luft wird dünn.

Trainer Thomas Dolak von Düsseldorf hat noch die Rückendeckung des Vereins. Doch die Luft wird dünn.

Foto: dpa/Sven Hoppe

„Und wöchentlich grüßt das Murmeltier“ oder „The same procedure as every game“. Auch am elften Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) war die Düsseldorfer EG wieder bemüht, am Ende aber stand erneut „Das Jubeln der Anderen“. Mit dem in der Verlängerung erlittenen 3:4 (0:0/1:1/2:2) gegen die Fischtown Pinguins Bremerhaven kassierte das Team von Trainer Thomas Dolak nun schon die neunte Niederlage. Überdies gelang noch immer kein „Dreier“ und wurden auf eigenem Eis nur zwei mickrige Pünktchen erarbeitet.

Dass die Hallenregie vor dem Spiel den 2013 entstandenen Song „Alles nochmal von vorn“ des vor sieben Jahren verstorbenen ehemaligen „Tote-Hosen“-Schlagzeugers Wolfgang „Wölli“ Rohde abspielte, war ein Fingerzeig, in welch ernster Situation sich die Düsseldorfer EG befindet. Seinerzeit waren sowohl die finanzielle als auch die sportliche Lage besorgniserregend. Aktuell ist es zwar lediglich die sportliche, anders als vor zehn Jahren allerdings kann es in dieser Saison einen Absteiger geben. Der damalige Slogan „Bester Letzter aller Zeiten“ wäre von daher nicht nur schlecht zu vermarkten, er wäre schlichtweg nicht zu verkraften.

Nur sieben Prozent der Torschüsse finden das Ziel

Die Textzeile „Alles auf Anfang, alles noch mal von vorn“, sollte da als klare Botschaft verstanden werden, dass es höchste Zeit für einen Neustart ist. Siege müssen her, um den Anschluss nicht zu verlieren sowie Diskussionen über Trainer, Co-Trainern und Sportdirektor keine weitere Nahrung zu geben. Doch auch gegen die biederen Gäste aus Bremerhaven fuhren die Rot-Gelben am frühen Sonntag Abend mit gesenkten Köpfen vom Eis. „Wir haben nun die Reihen mal umgestellt und an vielen Kleinigkeiten gearbeitet. Letzteres aber müssen wir auch weiterhin machen. Vor allem müssen wir die gesamte Partie über die Struktur halten, in der wir spielen wollen“, sagt Dolak.

Da der vierte Gegentreffer erst in der Verlängerung im Rather Dome fiel, gab es zumindest einen Zähler. Mit dem wurde auf Grund des besseren Torverhältnisses sogar die rote Laterne an die Iserlohn Roosters (2:8 bei den Nürnberg Ice Tigers) abgegeben, zufrieden stellen aber konnte dies nicht. „Ein Punkt und Platz 13 kann nicht unser Anspruch sein“, sagte Verteidiger Oliver Mebus. An Willen und Charakter liegt diese Ausbeute wohl nicht, schließlich konnten die Düsseldorfer gegen Bremerhaven im Schlussdrittel gleich zweimal ein Rückstand wettmachen. Doch wenn der Einsatz stets stimmt, das Ergebnis jedoch fast nie, dann ist das durchaus ein Beleg dafür, dass es an Qualität mangelt.

Auch am Freitag beim 2:5 (1:2/0:0/1:3) bei den Schwenninger Wild Wings waren diese Mängel zu beobachten. Dabei gab es Zeiten, da schienen sich die Rot-Gelben für Schwenningen gar nicht umziehen zu müssen. „Und bei zehn geht der Hoppe wieder rein“, schallte es in den 90er-Jahren von den Rängen der Brehmstraße, wenn sich wieder mal ein zweistelliges Ergebnis anbahnte. Aktuell hat die DEG gerade mal kümmerliche 23 Treffer in elf Partien erzielt, nur sieben Prozent ihrer Torschüsse fanden das Ziel. Eine Bilanz, bei der sich mancher Fan schon über Zugverbindungen nach Kaufbeuren, Bad Nauheim oder Crimmitschau informieren könnte. Zweitliga-Standorte. Immerhin würde mit dem Standort Krefeld bei den dort beheimateten Pinguinen ein Derby winken.

Verteidiger Mebus: „Es ist schwierig, extrem schwierig“

Die Lage ist bedrohlich, der Trainer wirkt verzweifelt. „Wir machen individuelle Fehler und rennen dadurch immer wieder einem Rückstand hinterher. Unser Unterzahlspiel ist nicht gut, auch das Überzahlspiel muss besser werden. Ach, es muss einfach alles besser werden“, sagte Dolak.

Kapitän Philip Gogulla findet nicht weniger harte Worte, beschwört aber Durchhalteparolen. „Wir sind in einer unglaublich schwierigen Situation und wissen, dass wir absolute Grütze spielen. Das Powerplay ist eine Katastrophe, das Unterzahlspiel ist eine Katastrophe. Doch wir glauben an uns, wir glauben an die Trainer. Es gibt nur einen gemeinsamen Weg daraus“, erklärte der 36-Jährige.

Auf diesem Weg lässt sich bisher unbestritten auf die Fans zählen, an deren Stimmung und Unterstützung mangelt es nicht. Schließlich heißt es in „Wöllis“ Song ja auch: „Wenn wir irgendwann untergehn, gehn wir zusammen, soviel ist klar.“ Doch Fans schießen keine Tore. Offensiv ist die DEG schlicht zu harmlos, am Sonntag gab es im ersten Drittel nur kümmerliche zwei Schüsse auf das Tor der Gäste. Schuld sind ungenaue Pässe und zu wenig Dynamik, dafür schleichen sich defensiv immer wieder unerklärliche Unkonzentriertheiten ein.

Durch diesen toxischen Mix brauchen die Gegner aktuell nicht viel, um gegen die DEG zu gewinnen. Wenn dann auch noch das verheerende Eis im Rather Dome einem Erfolg im Wege steht, wie bei Phil Varones verunglücktem Schuss, der in der Verlängerung den Sieg hätte bedeuten können, dann spitzt sich die Lage zu. „Je länger die Krise anhält, desto weniger Selbstbewusstsein haben wir. Ich habe in meiner Karriere schon die eine oder andere Misere erlebt, aber an ein so dickes Brett kann ich mich nicht erinnern“, sagt Verteidiger Oliver Mebus (30) und ergänzt: „Es ist schwierig, extrem schwierig.“ Zumal die Ausfahrten auf dem „Highway to hell“ weniger werden.