1860 „völlig im Arsch“ - Nürnberg glaubt an Wende

Nürnberg (dpa) - Im Abstiegskampf der 2. Fußball-Bundesliga ist die Zeit für verbale Etikette bei 1860 München endgültig vorbei. „Die Fans sind unzufrieden, wir sind unzufrieden, das ist natürlich eine Scheiß-Situation für uns“, schimpfte Yannick Stark nach dem 1:2 (1:2) beim 1. FC Nürnberg.

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Von vornehmer Zurückhaltung wollte auch Stefan Ortega nichts wissen. „Wir sind völlig im Arsch da unten. Die Leute lachen ja schon über uns“, klagte der frustrierte Torwart. Während die Nürnberger nach dem verdienten Heimsieg die lange ersehnte Aufbruchstimmung beschwören, herrscht bei Sechzig im Tabellenkeller mal wieder Alarmstimmung.

„Die Luft wird immer dünner, da müssen wir uns nichts vormachen“, räumte Ortega ein. „Es gibt immer diese Durchhalteparolen. Aber da muss jetzt ein Ruck durch die Mannschaft gehen“, forderte der Keeper und erkannte kurz vor Weihnachten: „Jetzt sind alle Laternen an.“

Wegen sieben Niederlagen aus zehn Spielen wurden die „Löwen“ im Klassement auf den Abstiegs-Relegationsrang 16 durchgereicht - und das, nachdem überraschende Auswärtssiege in Bochum (3:0) und bei Union Berlin (4:1) im November noch Hoffnungen auf eine Wende nach dem verpatzten Saisonstart und dem Trainerwechsel geweckt hatten.

Dann aber musste sich Chefcoach Markus von Ahlen an einem kalten Dezemberabend in Nürnberg wieder hinstellen und den Rückschlag erklären. Die schnellen Gegentore von Alessandro Schöpf (14. Minute) und Jakub Sylvestr (17.) „gefühlt mit den ersten zwei Torschüssen“ hob er bei der Spielanalyse heraus, ebenso der „aus meiner Sicht unberechtigte“ Platzverweis nach Gelb-Rot für Martin Angha (58.).

Während die Spieler mit drastischen Worten die immer prekärere Lage ansprachen, war von Frust und Ärger bei von Ahlen wenig zu spüren. „Meine Mannschaft hat bis zuletzt alles versucht“, fand er. Außerdem musste er sechs Nachwuchsspieler aus der Amateurmannschaft einsetzen. „Dieser jungen Mannschaft muss man Vertrauen schenken und mit ihr in Ruhe weiterarbeiten.“ Dabei hat der Verein eigentlich keine Zeit, den Münchnern droht schon weiteres Ungemach: In den letzten drei Spielen vor der Winterpause empfängt der TSV die beiden Spitzenteams aus Karlsruhe und Kaiserslautern, zudem geht es auswärts zu RB Leipzig.

Gelingt den „Löwen“ nicht die Wende, müssen sie womöglich ganz am Ende der Tabelle überwintern. Die ebenfalls katastrophal in das Jahr gestarteten Nürnberger dagegen hoffen, mit dem Derby-Sieg endlich das Zweitliga-Erfolgsrezept gefunden zu haben. „Ich habe Fortschritte erkannt und auch eine gewisse Stabilität gesehen“, sagte Trainer René Weiler nach seiner dritten Partie und dem zweiten Heimsieg. „Das gibt den Spielern auch Selbstvertrauen.“

Bis auf eine etwas verschlafene Anfangsphase und das Eigentor von Jürgen Mössmer (28.) zeigte der „Club“ eine ansprechende Leistung. „Jetzt müssen wir auch auswärts Punkte holen, um mal Konstanz reinzubringen“, forderte Robert Koch. In dem extrem dicht gedrängten Tabellen-Mittelfeld hat der Club fünf Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone - zugleich aber auch nur sechs Rückstand auf Platz vier. „Das ist ein Anfang, aber nicht mehr“, betonte Coach Weiler. „Es gibt noch viel zu tun, das ändert sich nicht nach einem Spiel.“