Neururer-Rauswurf beim VfL Bochum folgt Schlammschlacht
Bochum (dpa) - Dem abrupten Rauswurf von Trainer-Unikat Peter Neururer beim VfL Bochum folgte die öffentliche Schlammschlacht.
„Wir haben uns zu diesem Schritt entschlossen, weil das Auftreten und die in den vergangenen Tagen wiederholt getätigten Äußerungen von Peter Neururer aus unserer Sicht vereinsschädigendes Verhalten darstellen“, begründete VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter die Freistellung des 59-Jährigen beim Fußball-Zweitligisten.
Der in Bochum einst als „Peter der Große“ verehrte Coach wehrte sich vehement gegen die schweren Vorwürfe. „Ich bin geschockt! Ich werde mich jetzt erst einmal mit meinem Anwalt beraten“, kündigte Neururer bei „Sport Bild online“ an.
Nach Angaben von Hochstätter war „eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit dem Trainer nicht mehr möglich. Die jüngste sportliche Talfahrt mit dem Absturz von Platz eins auf Rang zehn spielte in der Argumentation des Sportvorstands indes keine Rolle. Vorerst wird Co-Trainer Frank Heinemann die Verantwortung für die Profi-Mannschaft übernehmen, ihm zur Seite steht Jugendcoach Dimitrios Grammozis. Hochstätter versicherte, dass man sich noch keine Gedanken über Nachfolger gemacht habe und Heinemann auch am 5. Januar 2015 beim Auftakt der Winter-Vorbereitung noch Trainer sein könne.
Neururer hatte zuvor aus den Händen von Hochstätter und Finanzvorstand Wilken Engelbracht das Freitstellungsschreiben erhalten und bekommt bis zum Ende der Vertragslaufzeit am 30. Juni 2015 volle Bezüge. Der erfahrene Fußball-Lehrer reagierte mit völligem Unverständnis. „Ich habe meinen Kapitän bestätigt. Aber das hat aus meiner Sicht nichts mit vereinsschädigendem Verhalten zu tun“, sagte Neururer der Deutschen Presse-Agentur.
Hintergrund des Zerwürfnisses war offenbar der Unmut im Bochumer Spielerkreis über Äußerungen von Aufsichtsratsboss Hans-Peter Villis. Der Chef-Aufseher hatte nach dem 0:3 des VfL beim FC Ingolstadt die Mentalität und den Charakter der Mannschaft in Frage gestellt. Nach dem 3:3 gegen den FC St. Pauli machte Kapitän Andreas Luthe seinem Frust Luft und warf Villis durch die Blume Unwissenheit vor. Dies habe Neururer gefördert. „Neururer hat Spielern das Recht zugesprochen, das höchste Gremium im Verein zu kritisieren. Das geht nicht“, stellte Hochstätter klar.
Eine Auseinandersetzung auf dieser Ebene ist neu in Bochum. Unter den einstigen starken Männern Ottokar Wüst und Werner Altegoer wurden derartige Dinge stets diskret geregelt. Die erste Amtszeit von Neururer in Bochum endete im Mai 2005 mit dem Abstieg, zwölf Monate nach der erstmaligen Qualifikation für den UEFA-Cup. Altegoer und Neururer hatten sich damals auf eine Auflösung des bis 2007 laufenden Vertrages geeinigt.
Im April 2013 war Neururer nach Bochum zurückgekehrt und hatte das Team vor dem Abstieg in die 3. Liga bewahrt. Das Comeback des stark auf Emotionalität setzenden Coaches hatte in den ersten Monaten eine große Euphorie in der Fangemeinde entfacht. Das plötzliche Aus erwischte ihn nun kalt: „Die Enttäuschung ist riesengroß“, bekannte Neururer.