Aachen vor dem Absturz: Keine Spieler für 3. Liga
Aachen (dpa) - In der „ewigen“ Zweitligatabelle ist Alemannia Aachen mit weitem Vorsprung und 1018 Spielen top. Jetzt indes droht der teilweise glanzvollen Ära des Fußball-Traditionsvereins das Ende.
Wenig Punkte, wenig Geld, und kein Spieler hat einen Vertrag für die 3. Liga.
„Wir brauchen ein Wunder, sonst ist alles vorbei. Das ist ein ganz mieses Gefühl“, sagte Verteidiger Kim Falkenberg. Fakt ist: Gewinnt die Alemannia ihr Spiel am Sonntag nicht, ist der Abstieg perfekt.
Fünf Punkte Rückstand auf Relegationsplatz 16, den der kommende Gegner Karlsruher SC einnimmt, lassen an den restlichen zwei Spieltagen nur noch geringste Hoffnungen zu. „Wir geben uns bestimmt nicht auf, sondern schütteln uns und wollen dann unsere Möglichkeiten nutzen“, sagte Trainer Ralf Aussem vor dem „Endspiel“.
Aussem ist nach den Beurlaubungen von Peter Hyballa und Friedhelm Funkel bereits der dritte Aachener Coach in dieser Saison. Auch die Nachverpflichtungen der früheren Bundesligaprofis David Odonkor und Albert Streit brachten nicht den gewünschten Effekt.
Um den KSC (30 Punkte) zu überholen, müsste Aachen (25) zudem am 34. Spieltag 1860 München schlagen und Schützenhilfe von Eintracht Frankfurt im Match des Aufsteigers gegen den KSC bekommen. Hansa Rostock (26) ist ein weiterer Konkurrent, der beide Spiele nicht gewinnen dürfte.
Viel Theorie für die Rettung der Alemannia, die zu Saisonbeginn einen Abstieg nicht ins Kalkül zog und völlig neu aufgestellt werden müsste. Wie der Verein, der zuletzt 2006/2007 erstklassig war, bestätigte, gilt kein Spielervertrag für die 3. Liga.
Marco Stiepermann (Dortmund), Reinhold Yabo (1. FC Köln) und Shervin Radjabali-Fardi (Hertha BSC) sind nur ausgeliehen. Mirko Casper hat seinen Wechsel zu Bayer Leverkusen bereits verkündet. 15 weitere Profis, die auch in der kommenden Saison für die 2. Liga unter Vertrag stünden, könnten beim Abstieg ablösefrei gehen.
Als Konsequenz trennt sich der Club, unabhängig von der Ligenzugehörigkeit, zum Saisonende von Sportdirektor Erik Meijer, der den Kader des Tabellenletzten zusammengestellt hat. „Aufgrund der sportlichen Bilanz sind wir zu dem Schluss gekommen, dass ein personeller Neuanfang das Beste ist“, meinte Präsident Meino Heyen.
„Wir müssen uns neu strukturieren“, befand der Alemannia-Boss. Aussem will bei einem Neuaufbau in der 3. Liga mitwirken. „Ich wäre bereit, glaube aber nicht, dass wir dann direkt oben mitspielen“, sagte der Trainer. Bis vor einem Monat war er für die Zweitvertretung der Alemannia verantwortlich: „Es ist schöner, eine Mannschaft zu betreuen, die vor mehr als 120 Zuschauern spielt.“
Auch die rund 35 Mitarbeiter der Geschäftsstelle und Verwaltung bangen um ihre Jobs. Durch eine bereits beschlossene Umstrukturierung der Stadionfinanzierung sinken zumindest die laufenden Kosten. Im Abstiegsfall rechnet Aachen mit der Lizenzerteilung für die 3. Liga und 9200 Zuschauern im Durchschnitt. In der „ewigen“ Drittligatabelle müsste der deutsche Meisterschaftszweite von 1969 aber bei Null beginnen.