Alves' legendärer Auftritt mit dem „Tor des Jahres“
Berlin (dpa) - Er galt nicht als diszipliniert. Ein Einsatz in der berühmten brasilianischen Nationalmannschaft blieb Alex Alves auch verwehrt. Seinen Karriere-Höhepunkt erlebte er in Deutschland. Danach folgte eine schwere Leidensgeschichte.
Es war ein Schuss aus 52 Metern, der auch in den Herzen der Fußball-Fans landete. Als Alex Alves am 30. September vor zwölf Jahren am Mittelkreis ausholte und den Ball mit einem unfassbar frechen Lupfer ins Tor des 1. FC Köln bugsierte, hätten die Glücksgefühle bei dem Brasilianer kaum größer sein können. Der unglaubliche Treffer wurde Wochen später sogar zum „Tor des Jahres“ gewählt.
30 Millionen D-Mark hatte Hertha BSC damals für Alves auf den Tisch gelegt. Die Hälfte bekam dessen ehemaliger Club Cruzeiro Belo Horizonte überwiesen, die andere Hälfte wanderte aufs Konto des bulligen Brasilianers, der es zu besten Zeit bei einer Körpergröße von 1,77 Metern auf 74 Kilogramm Körpergewicht brachte.
81 Spiele bestritt er für Hertha, 25 Treffer erzielte Alves in seinen rund dreieinhalb Berliner Jahren. Für 500 000 Euro wechselte er im Sommer 2003 nach Mineiro.
Ein Traum blieb für den in vielerlei Hinsicht unvollendeten Alves unerfüllt: Das Trikot des Rekordweltmeisters Brasilien. Dabei hatte es in jungen Jahren durchaus danach ausgesehen, als könne Alves einer der Auserwählten werden. Mit gerade mal 17 Jahre wurde er im Dress von Vitoria Bahia brasilianischer Vizemeister.
Aber Alex Alves stand sich vor allem selbst im Weg. Zu exzentrisch, zu undiszipliniert. Er häufte bei seiner Hertha Geldstrafen im sechsstelligen Wert an, musste einige Male seinen Führerschein abgeben und sorgte mit eigenwilligen Auftritten für Kopfschütteln. Während sein Bruder Dani beim FC Barcelona auch heute noch ohne Skandale auskommt, überschritt Alex bisweilen die Grenzen. Sein Landsmann, der ehemalige brasilianische Nationalcoach Carlos Dunga, bezeichnete ihn schlichtweg als „Luftikus“.
Unter seiner schweren Krebserkrankung litt Alex Alves seit vier Jahren. Auf eine Operation hatte er einige Monate warten müssen - das Geld fehlte. Am 7. Oktober hatte er die notwendige Knochenmarkstransplantation bekommen. Gut einen Monat später starb Alex Alves, Vater einer Tochter, mit gerade mal 37 Jahren.