Aufstiegsrausch: Ost-Fußball auf Erfolgswelle
Dresden (dpa) - Der ostdeutsche Fußball schwimmt plötzlich auf einer Erfolgswelle. Nach der sofortigen Rückkehr von Hansa Rostock in die 2. Bundesliga schaffte auch Dynamo Dresden den ersehnten Aufstieg in die 2. Bundesliga.
In Sachsen bejubelte zudem der Chemnitzer FC den Sprung in die 3. Liga und ließ den ambitionierten RB Leipzig hinter sich, der nun extrem nachrüsten will, um sein langfristig angelegtes Ziel „Bundesliga 2018“ zu erreichen.
Unerwartet stark präsentierte sich der Zweitliga-Fünfte FC Erzgebirge Aue, der zwischenzeitlich sogar vom Aufstieg in die Beletage des deutschen Fußballs träumen durfte. Dorthin schaffte es immerhin Zweitliga-Meister Hertha BSC. Die „Alte Dame“ zählt aber nur geografisch gesehen zu den „Ost-Clubs“. Anspruch auf diese Bezeichnung haben allerdings die Zweitligisten Energie Cottbus und der 1. FC Union Berlin. Cottbus beendete die abgelaufene Saison auf Rang sechs, Union wurde Elfter.
„Ich bin glücklich und zufrieden über diese Saison. Nachdem wir letztes Jahr mit den Abstiegen im Tal der Tränen waren, können wir jetzt wieder jubeln. Doch das ist auch nur eine Momentaufnahme“, sagte Rainer Milkoreit, Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV), am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa.
Rostocks Vorstandsvorsitzender Bernd Hofmann freute sich über den Mit-Aufstieg von Dresden. „Da haben wir ein volles Haus“, sagte er, sprach aber zugleich von einer finanziellen Herausforderung: „Die Dresdner haben ja ähnliche Probleme wie wir, vielleicht noch härtere.“ Hansa habe in der Vergangenheit auf „teure Nachwuchsarbeit“ gesetzt, ist dafür schon belohnt worden. „Jetzt muss man weiter mit der jungen Mannschaft, die einen enormen Reifeprozess durchlebt hat, arbeiten“, forderte DDR-Rekordnationalspieler Joachim Streich, selbst einst für Hansa auf Torejagd.
Der „Gerd Müller des Ostens“ betonte erneut, dass „Geld eben keine Tore schießt, eher die mannschaftliche Geschlossenheit ausschlaggebend ist. Das hat man ja bei RB Leipzig gesehen, die enorm viel Geld in die Hand genommen haben und am Ende leer ausgingen.“ Dennoch müsse man sich bei den Leipzigern aufgrund der millionenschweren Unterstützung von Red Bull sowie der Langfristigkeit des Projektes nicht sonderlich Sorgen machen, betonte Milkoreit.
Besonders beeindruckt war der NOFV-Chef von der Aufholjagd der Dresdner: „Wie die sich aus dem Dreck gekämpft haben und am Ende mit Freude Fußball gespielt haben, war einfach klasse. Die Region hat Zweitliga-Fußball verdient und vielleicht geht der Blick weiter nach oben.“ Schade fand Milkoreit den Einbruch von Cottbus: „Das Ausscheiden im DFB-Pokal war der Knackpunkt, ein richtiger Genickbruch, ab diesem Zeitpunkt ging nur noch wenig.“
Überschattet wird die sportliche Bilanz im NOFV-Gebiet von den Finanzproblemen in Babelsberg und beim FC Sachsen Leipzig, der nach Ende der Spielsaison aus dem Vereinsregister gelöscht wird. Babelsberg droht wegen des Rückzugs zahlreicher Sponsoren der Lizenzentzug und damit der Zwangsabstieg aus der 3. Liga. Der insolvente Traditionsclub FC Sachsen Leipzig ist dagegen bald Geschichte: Wegen wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit wird der Spielbetrieb des Oberligisten aus Leutzsch zum 30. Juni eingestellt.