Bayern Münchens Talentschmiede am Ende

München (dpa) - Er hat den Grundstein für die Karrieren von Superstars wie Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger gelegt. Viele Talente haben unter Hermann Gerland den Sprung in den Profifußball geschafft.

Jetzt steht der FC Bayern München II vor dem Abstieg in die Regionalliga.

Gerlands Blick geht nach unten. Die Augen auf den Fußboden gerichtet, grummelt er mehr als dass er spricht. „Es tut weh, wenn ich auf die Tabelle schaue. Ich habe ja auch schon andere Mannschaften trainiert, die Fußball spielen konnten“, brummelt Gerland. Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger, Piotr Trochowski, Zvjezdan Misimovic, der heutige Bayernmanager Christian Nerlinger oder auch Markus Babbel und Dietmar Hamann haben die harte Schule des knorrigen Westfalen durchlaufen. Jetzt steht einer der erfolgreichsten Förderer im deutschen Fußball als Trainer mit dem FC Bayern München II vor dem Abstieg aus der 3. Fußball-Liga.

Der Gang in die Regionalliga ist nach der 0:2-Niederlage gegen den SSV Jahn Regensburg am Dienstagabend kaum mehr zu vermeiden. Zu viele Talente haben den Bayernachwuchs verlassen. Das Sprungbrett ist ausgeleiert, die Reserve blutet aus. Thomas Müller, Holger Badstuber, Thomas Kraft und Diego Contento schafften den Sprung in den Profikader, Mats Hummels schickt sich an, mit Borussia Dortmund Deutscher Meister zu werden. Mehmet Ekici wurde vor der Saison zum 1. FC Nürnberg, David Alaba im Winter zur TSG Hoffenheim ausgeliehen. Zudem verließen in der Halbserie Christoph Knasmüller (Inter Mailand), Maximilian Haas (FC Middlesbrough) und Marcel Holzmann (FC Lustenau) die Bayern-Reserve.

Den Aderlass können die Bayernjunioren nicht auffangen. „Davon geht die Welt nicht unter“, sagt Nachwuchschef Werner Kern. Es sei wichtiger, dass Spieler wie Alaba und Ekici Stammspieler in der Bundesliga seien. Entscheidend für den Negativlauf seien die schweren Verletzung von Leistungsträgern wie Danny Schwarz, Sene Saer oder Deniz Yilmaz gewesen. Den Zwang, direkt wieder aufzusteigen, sieht Kern nicht. Vielmehr solle die Mannschaft sich in der Regionalliga konsolidieren.

„Schlechter als im Moment geht es doch gar nicht“, schimpft Gerland. „Es ist doch so: Man hat junge Spieler, die gewisse Ziele haben. Aber dann muss ich auf dem Platz auch alles geben.“ Mit dem richtigen Willen und Einsatz ist vieles zu schaffen. Das war immer Gerlands Credo. Müller und Badstuber sind die besten Beispiele.

Als Co-Trainer von Louis van Gaal hat er mit den Bayern-Profis auf der großen Fußball-Bühne gespielt. Etwa ein Jahr ist es her, dass er im Champions-League-Finale gegen Inter Mailand (0:2) im Estadio Santiago Bernabéu in Madrid stand. Am Dienstagabend sitzt er in seinem leuchtend roten Trainingsanzug in den engen, abgenutzten Katakomben im altehrwürdigen Stadion an der Grünwalderstraße.

Nächste Saison warten auf die Bayern-Reserve voraussichtlich Gegner wie die SG Sonnenhof Großaspach oder der FC Memmingen. Die Regionalliga könne auch ein Sprungbrett sein, sagt Gerland. Aber: „Spiele wie in Dresden oder Braunschweig vor 20 000 Zuschauern, das hat etwas mit Profifußball zu tun.“ Er meint damit, dass der Nachwuchs gerade in diesen Spielen wichtige Erfahrungen sammelt.

Ob als Co-Trainer von Jupp Heynckes oder als Cheftrainer bei der U23 - wie Gerlands Zukunft aussieht, weiß er noch nicht. Es sei noch keine Entscheidung gefallen, nicht einmal eine Tendenz absehbar. Nur so viel steht fest: Die Doppelbelastung wird Gerland aufgeben.