Berliner Derby als Probe: Babbel will zurück
Berlin (dpa) - Als Profi hat er Derbys nie besonders gemocht - und auch als Trainer sieht Markus Babbel das heiße Berliner Duell Hertha kontra Union nur als Zwischenstation.
„Für mich geht es um drei wichtige Punkte, damit wir unserem großen Ziel Aufstieg wieder ein Stück näher kommen“, sagte Babbel, Europameister, deutscher Meister und Pokalsieger, englischer Cup-Gewinner und UEFA-Pokal-Sieger.
Die 2. Liga einschließlich des hoch emotionalen Hauptstadt-Derbys am Samstag im mit 74 244 Zuschauern ausverkauften Olympiastadion ist für ihn ein Schritt auf dem Weg zurück auf die große Bühne, die er als Spieler bei Bayern München, dem Hamburger SV, dem FC Liverpool und in Stuttgart gewohnt war - und genossen hat.
„Ich bin kein Berliner, deshalb ist es für mich ein Spiel wie jedes andere“, beschrieb der 38-Jährige seine Gefühle vor dem Stadtduell. Der Hertha-Coach sagte aber auch mit einem Stück Stolz: „Schön ist, dass wir es geschafft haben, ein ausverkauftes Haus zu haben.“
Acht Monate arbeitet der junge Trainer nun in Berlin - und seine Handschrift im blau-weißen Team wird auch von den Fans anerkannt: „Jugend mit voran“ statt „nur Alte Dame“. Stars wie Raffael oder Adrian Ramos, die den meisten Erstligisten Europas gut zu Gesicht stehen würden, hat Babbel mit Jung-Profis wie Pierre-Michel Lasogga (19), Nico Schulz (17) oder Sebastian Neumann (19) zu einem Ensemble geformt, das in Liga zwei an der Tabellenspitze steht.
Der Perfektionist Babbel ist inzwischen Herthaner geworden - Berliner ist er noch nicht. Er habe noch immer keine Ahnung, wo in der 3,5-Millionen-Einwohner-Stadt „Osten und Westen ist“. Dazu beschäftige ihn der Job als Aufstiegs-Macher viel zu sehr. Hertha ist für den ehemaligen Innenverteidiger und 51-maligen Nationalspieler auch persönlich eine große Chance, nachdem seine erste Anstellung als Cheftrainer beim VfB Stuttgart direkt nach der Spielerkarriere wohl zu plötzlich und zu unvorbereitet kam. Nebenbei musste er sich an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln noch das Fußball-Lehrer-Diplom erkämpfen. Berlin könnte nun durchaus zum Sprungbrett werden, um einmal in die Trainer-Elite aufzusteigen.
Als „ehrgeizig, authentisch, erfolgsorientiert und mit klarer Linie“ kennzeichnet Hertha-Manager Michael Preetz den Trainer Babbel, der als Fußballer vor allem bei Bayern sowie Liverpool und nicht zuletzt durch eine langwierige Nervenkrankheit um seine Erfolge hart kämpfen musste. Genau das fordert er nun auch von seinen Profis ein, die vom spielerischen Potenzial den meisten ihrer deutlich weniger verdienenden Zweitliga-Gegner natürlich überlegen sind.
Das Derby macht keine Ausnahme, die Krise des Erstliga-Absteigers im vergangenen Herbst und das 1:1 vom Hinspiel gegen Union sind Babbel Warnung genug. „Union hat nichts zu verlieren. Meine Mannschaft muss alles abrufen, hohe Laufbereitschaft zeigen. Dann bin ich überzeugt, das wir uns durchsetzen“, sagte Babbel - wie immer.