Bundesliga-Aktionstag: Kein Platz für Diskriminierung

Frankfurt/Main (dpa) - Das riesige Porträt von Anthony Yeboah an einer Hauswand und die Aufschrift „Wir schämen uns für alle, die gegen uns schreien“ ist nicht zu übersehen für alle Fans, die in Frankfurt/Main zum Stadion fahren.

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Offenen Rassismus, wie ihn der frühere ghanaische Eintracht-Stürmer einst erlebte, gibt es heute im Profifußball nur noch selten. Aber außerhalb der Arenen - das zeigte die Kundgebung von Hooligans gegen Salafisten im Oktober in Köln - lebt die Fremdenfeindlichkeit.

Bei einem Aktionstag am Wochenende in der 1. und 2. Bundesliga wollen Deutsche Fußball Liga (DFL), Deutscher Fußball-Bund (DFB) und der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung ein „weithin sichtbares Signal“ gegen solche Strömungen geben.

Der Fußball, sagt Ligapräsident Reinhard Rauball, kann die Probleme der Gesellschaft nicht alleine lösen. „Diskriminierung und Ausgrenzung haben in deutschen Fußballstadien - aber eben auch weit darüber hinaus - keinen Platz verdient.“ Bei einer Pressekonferenz im Bundeskanzleramt wollen Rauball und DFB-Präsident Wolfgang Niersbach eine gemeinsame Integrationsinitiative vorstellen.

Die Situation habe sich eindeutig gebessert in den deutschen Stadien, sagt Michael Gabriel, Leiter Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) in Frankfurt/Main, in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. „In den 80er und 90er Jahren war die Atmosphäre viel stärker geprägt von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Sexismus.“ Mittlerweile gebe es ganz viele junge Menschen in den Stadien, die sich gegen Rassismus, Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie engagieren. Es sei aber naiv, zu glauben, man hätte in den Stadien keine Menschen mehr mit rassistischer Einstellung.

Die Szene aufgeschreckt hat vor allem die Demo der „Hogesa“ (Hooligans gegen Salafisten) in Köln, als sich mehr als 5000 Hooligans und Rechtsextremisten zusammentaten und wilde Prügeleien mit Polizisten lieferten. „Dass sich die im Fußball sozialisierten Hooligans vereinsübergreifend im öffentlichen Raum politisch - das heißt rassistisch und anti-muslimisch - artikulieren, ist neu“, sagt Gabriel und warnt: „Der Fußball darf diese Entwicklungen aber nicht ignorieren, weil sich die Politisierung der Hooligans an einigen Fußballstandorten wie Aachen, Dortmund, Duisburg oder Düsseldorf schon länger angekündigt hatte.“ Dort seien die jungen anti-rassistisch engagierten Ultras von den alten Hooligans angegriffen worden.

Der Fußball, so Rauball, will seine „integrative Kraft“ anbieten. Mit Aktionen wie „Mein Freund ist Ausländer“ war der DFB schon in den Neunziger Jahren aktiv. Vor allem die Bundesliga-Stiftung treibt Projekte gegen rechtsradikale Tendenzen und Antisemitismus voran. Ob so etwas bei den - fast schon vergessenen - gewaltbereiten Hooligans ankommt, ist fraglich.

Auch deshalb fühlt sich der Fußball im Weltmeister-Land in der Pflicht. Erst kürzlich hatte DFL-Chef Christian Seifert beim Neujahrsempfang die versammelte Funktionärsschar gemahnt, „die gesellschaftlichen Herausforderungen anzunehmen, ohne den Fußball zu überfordern“. Rauball spricht von einer „weltoffenen Liga. Bei uns spielen so viele Spieler mit unterschiedlicher Hautfarbe und Herkunft.“

Gerade diese Fakten, erklärt Gabriel, seien ein bisher von Sport und Gesellschaft unterschätztes Potenzial für die Integration. „Ein Aubameyang, ein Ujah oder ein Kagawa genießen ja bei ihren jeweiligen Landsleuten, die in Deutschland leben, eine riesige Aufmerksamkeit. Auf diese Communitys könnte man bestimmt zugehen.“