Bundesliga im Spagat: Rekordumsatz und rote Zahlen
Frankfurt/Main (dpa) - Die Fußball-Bundesliga boomt weiter, doch der Erfolg wurde in der vergangenen Saison teuer erkauft. Zwischen Schaumsüppchen und Steinbutt krendenzte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert die Zahlen des Bundesliga-Reports 2011,die nicht nur Anlass zum Jubel geben.
Zwar verzeichneten die 36 Profivereine in der Spielzeit 2009/10 mit 2,083 Milliarden Euro zum sechsten Mal in Serie einen Rekordumsatz, gleichzeitig rutschten die Clubs der 1. und 2. Liga mit mehr als 103 Millionen Euro Verlust tief in die roten Zahlen. „Das ist kein positiver Trend, und wir wollen das auch nicht schönreden. Deshalb hat der Ligaverband Maßnahmen ergriffen, die sich in einem verschärften Lizenzierungsverfahren niederschlagen“, erklärte Seifert bei der Präsentation in Frankfurt. Er betonte aber zugleich: „Diese Zahlen sind nicht beunruhigend.“
Die Verluste bei den 18 Vereinen aus dem Oberhaus beliefen sich auf knapp 78 Millionen Euro. Für die roten Zahlen waren drei „schwarze Schafe“ hauptverantwortlich, auf deren Konto 93 Prozent dieser Summe gingen. Sieben Vereine verzeichneten einen Gewinn, die restlichen acht Clubs erwirtschafteten zusammen einen Negativbetrag von 5,45 Millionen Euro. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) wollte die Namen der „Sünder“ nicht nennen, bei denen es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Absteiger Hertha BSC, Schalke 04 und den 1. FC Köln handelte.
Auch die Verbindlichkeiten der Clubs sind weiter angestiegen. In der Bundesliga um gut 34 Millionen auf rund 644 Millionen Euro, im Unterhaus um 28 Millionen auf etwa 127 Millionen Euro. Im Vergleich zu den anderen europäischen Top-Ligen kann sich Deutschland aber sehen lassen. Die englische Premier League machte 2008/09 insgesamt 3,9 Milliarden Euro Verlust, in der spanischen Primera Division waren es 3,5 Milliarden und in der italienischen Serie A immerhin noch 1,8 Milliarden Euro. Zahlen aus der Vorsaison liegen für diese Ligen noch nicht vor.
Um wirtschaftlich stabil zu bleiben, fordert die DFL im neuen Lizenzierungsverfahren, das ab der kommenden Saison gilt, von allen Vereinen eine Erhöhung des Eigenkapitals. In der Bundesliga jährlich um zehn Prozent, von den Zweitligisten um fünf Prozent. „Es kann nicht sein, dass Erfolg durch Verluste gekauft wird. Die Kostenkontrolle bei den Spielergehältern ist eine Herausforderung“, sagte Seifert.
Im Vorjahr erhöhte sich die Eigenkapitalsumme aller Vereine um 2,6 Prozent auf insgesamt gut 534 Millionen Euro. Weiter angestiegen sind auch die Investitionen der Vereine in ihre Nachwuchsleistungszentren. Mehr als 66 Millionen Euro ließen sich die Bundesligisten in der Vorsaison die Ausbildung der Talente kosten. „Das ist ein Pool, aus dem sich auch die Nationalmannschaft speist“, sagte Seifert.
Mittlerweile sind 58 Prozent aller Bundesligaspieler für deutsche Auswahlmannschaften spielberechtigt. Seifert sieht daher optimistisch in die Zukunft: „Die Menschen lieben und wollen die Bundesliga, die unverändert gute Aussichten hat, eine Erfolgsgeschichte zu bleiben.“