Bundesliga stimmt über Torlinientechnik ab
Frankfurt/Main (dpa) - Die Diskussionen beim Zweitligaspiel 1. FC Köln gegen VfR Aalen wirkten wie eine Steilvorlage für die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga:
Tor oder nicht Tor - am Montag werden die Vertreter der 36 Profivereine in einem Hotel am Frankfurter Flughafen eine Grundsatzentscheidung über die Einführung der Torlinientechnologie in den beiden Bundesligen treffen.
Ein einstimmiges Ergebnis ist nicht zu erwarten, denn es gibt nicht nur Befürworter. Nachdem der Weltverband FIFA die Fehlertoleranz auf 1,5 Zentimeter hinabgesetzt hat, dürfte die technische Revolution jedoch eine breite Mehrheit finden. „Insgesamt war die Haltung in der Bundesliga sehr aufgeschlossen bei dem Thema“, berichtete DFB-Generalsekretär Helmut Sandrock über die im Vorfeld geführten Gespräche.
Eine „Sky-“Umfrage unter den 36 Klubs der ersten und zweiten Liga lässt allerdings auf ein knappes Ergebnis schließen. Acht Erstliga-Vereine wollen demnach mit Ja stimmen, vier dagegen. Von den sechs unentschlossenen müssten dann vier für die erforderliche Zweidrittelmehrheit stimmen. Deutlicher scheint eine Ablehnung in der Zweiten Liga: Demnach wollen mindestens acht Vereine mit Nein stimmen, damit könnte die neue Technologie im Unterhaus nicht eingeführt werden.
Wie dringlich technische Hilfe im Fußball benötigt wird, wurde am Samstag einmal mehr deutlich. Beim torlosen Remis der Kölner gegen Aalen war der Ball nach einer Parade von FC-Torwart Timo Horn auf oder hinter der Linie aufgekommen. Ein eindeutiger Beweis lies sich mit den TV-Kameras nicht führen.
Es war nicht der erste Streitfall in dieser Saison. Besonders hart traf es die TSG 1899 Hoffenheim. Gegen Nürnberg wurde ein klarer Treffer nicht gegeben, gegen Leverkusen musste der Bundesligist das Phantomtor von Stefan Kießling hinnehmen. „Wir befürworten die Einführung einer Torlinientechnologie. Diesen Standpunkt im Sinne des modernen Profifußballs haben wir bereits vor dem Phantomtor vertreten. Die Ereignisse rund um das Spiel damals gegen Leverkusen haben uns darin nur noch bestärkt“, erklärte Profi-Chef Alexander Rosen vor der Abstimmung.
Hoffenheim-Coach Markus Gisdol brach ebenfalls eine Lanze für die Technik. „Ich finde, diese Hilfe sollte man annehmen. Abseits kann man so belassen wie jetzt. Aber ob ein Tor erzielt ist oder nicht, das sollten wir technisch lösen können“, sagte er. Auch Bayer Leverkusens Boss Michael Schade sprach sich eindeutig für technische Hilfsmittel aus: „Im Fußball geht es um so unglaublich viel: Ehre, Erfolg oder Geld. Ich finde, da muss man alles tun, um einen ordentlichen Spielverlauf zu garantieren.“
Ein erklärter Gegner ist Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen. „Meine Position ist klar: Ich bin dagegen. Mir ist das Ganze noch nicht ausgereift genug“, sagte Bruchhagen. Borussia Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre würde die Technik dagegen lieber heute als morgen installiert sehen. „Ich begrüße das sehr. Es sollte so schnell wie möglich kommen. Das kommt ja auch den Schiedsrichtern entgegen“, erklärte er.
Sollten die Vereine die Technikeinführung absegnen, würde die DFL in weiteren Schritten über den Zeitpunkt abstimmen lassen. Derzeit ist als frühester Termin der Sommer 2015 vorgesehen. Eine kontroverse Diskussion könnte es auch um die Frage geben: Torkamera oder Chip im Ball?
Sandrock hat sich dazu bereits eine Meinung gebildet. „Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme sind getestet worden. Insgesamt überwiegen die Vorteile bei den Kamerasystemen“, sagte der DFB-Generalsekretär und stellte unabhängig vom Ausgang klar, dass es eine Ausweitung über die Bundesliga hinaus vorerst nicht geben wird: „Es wird nicht passieren, dass wir im DFB-Pokal in den ersten Runden Torlinientechnologie voraussetzen werden.“